Volkes Stimme auf dem Flur der AfB

■ Sammelbecken des Unternehmer-Zorns / Eigenes Büro, aber immer noch kein Programm

Die Sparkasse kann aufatmen. „Arbeit für Bremen“ hat ihren Hauptsitz verlegt. Die Gruppe um den Sparkassenchef Friedrich Rebers ist aus der Vorstandsetage am Brill ausgezogen; gestern eröffnete das neue AfB-Hauptquartier am Schüsselkorb. Die Organisation für den kommenden Bürgerschaftswahlkampf läuft auf vollen Touren. 200 Mitglieder hätte die Wählervereinigung schon. Doch wer erwartet hatte, daß immerhin einen Monat nach der Gründungsversammlung das Programm der AfB klarere Konturen annehmen würde, der wurde enttäuscht. Neben den bekannten Bekenntnissen zur Selbständigkeit Bremens, zum Sanierungsprogramm und zu neuen Gewerbeflächen wollten die Sprecher der Gruppe keine weiteren Angaben machen. Und das wird noch eine ganze Weile so bleiben. „Das Programm wird erst noch erarbeitet“, erklärte Friedrich Rebers. Und zwar ganz basisdemokratisch auf öffentlichen Diskussionsforen. Die sollen in den kommenden Wochen über die politische Bühne gehen.

Was die AfB-Oberen da zu Ohren bekommen werden, das konnte man gestern bei der Büroeinweihung schon auf den Fluren hören. Die Basis drängte es, das Wort zu ergreifen. Das Versagen der führenden politischen Kräfte insgesamt sei es gewesen, das ihn zur AfB getrieben habe, sagte ein Kaufmann namens Windisch. Seit fünf Jahren sei er wieder in Bremen, nachdem er 21 Jahre als Unternehmer in Südafrika gearbeitet hatte. Und er ist entsetzt über den Zustand der Stadt: „Diese ganzen Grünen und Autonomen“, empörte er sich „die haben sich im Ostertor festgesetzt. Von der Kreuzung da geht doch alles aus. Und dann der Drogenstrich. Solche Bremer hat es doch früher nicht gegeben. Die muß man da entfernen.“ Nicken der Flurrunde.

„Die muß man ans Arbeiten kriegen“, assistierte Heinrich Möller. Möller ist einer der profilierteren AfB-Zugänge, er arbeitet bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft.25 Jahre war er in der SPD, bis zum letzten Wochenende, jetzt will er bei der Rebers-Truppe mittun. Der Grund für den Wechsel hat einen Namen, und der heißt Klaus Wedemeier. Wedemeiers Schelte gegenüber dem Wirtschaftsressort – „Das habe ich als persönlichen Affront aufgefaßt.“ Überhaupt Wedemeier, das ist eines der großen Reizworte auf dem AfB-Flur. „In den alten Tagen hätten die Bauern so einen Bürgermeister mit Forken aus dem Rathaus gejagt“, empörte sich Windisch. „Das können Sie ruhig schreiben, das ist Volkes Stimme.“ Das fand auch Günter Stalling, „und ältere Menschen können sich überhaupt nicht mehr ohne Waffe auf die Straße trauen.“ Früher war Stalling Brauereikaufmann in führender Position bei Beck's, nun ist er im Ruhestand. Politisch war er genauso wenig aktiv wie Windisch.

Noch schlechter als Wedemeier kommt nur einer weg, und das ist der Grüne Ralf Fücks. „Na, was heißt da schon Grün“, kommentiert der Wirtschaftsförderer Möller. „Wenn man da ein bißchen kratzt, dann kommt tiefrot zum Vorschein. Das weiß man doch.“ Wenn auch sonst das Programm noch undeutlich ist, in diesem Feindbild sind sich AfB-Basis und Spitze ganz einig. „Eine schlimme Sache für Bremen“, sei die Anmeldung von Vogelschutzgebieten bei der EU gewesen, sagte Friedrich Rebers. „Diese ganzen Flächen gehen für Gewerbeflächen und Bauland verloren“, vor allem die Hemelinger Marsch, meinte der AfB-Gründer. Auf welcher der angemeldeten Flächen, die, wie die Borgfelder Wümmewiesen, ohnehin unter Naturschutz gestellt sind, denn nach Meinung der AfB Gewerbe angesiedelt werden solle, das wollte Rebers aber nicht verraten. J.G.