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Pinkelbuden- Peinlichkeit

■ Apropos George-Grosz-Platz

An der Kreuzung Kurfürstendamm und Schlüterstraße – auch Schlüterdreieck genannt – liegt eine diffuse Ansammlung von Pissoir, Kiosk, Schildern und Mülleimern, die seit 1983 (zum 90. Geburtstag) den Namen des bedeutenden Berliners und Weltbürgers Grosz trägt.

Zweimal hätte Berlin beinahe einen anständigen George-Grosz- Platz bekommen. Zuletzt, im Vorfeld der 750-Jahr-Feier, ungefähr gleichzeitig mit dem fragwürdigen Skulpturen-Boulevard Kurfürstendamm. Da gab es eine Wettbewerbskette zur Verbesserung von Ecken und Plätzen.

Vorher schon, zwischen 1978 und 1981, wurde eine Wettbewerbsentscheidung für eine Brunnenskulptur des Bildhauers Erich Hauser gekippt. Eine kleine Koalition von Bezirkspolitikern und Geschäftsleuten fand eine niedlich- nostalgische Stadt-Zerschmückung dann doch konsumfördernder als streng-konstruktivistische Kunst. Ihr Einspruch war erfolgreich, was blieb, war Pinkelbuden- Peinlichkeit. Das politisch-ästhetische Stadtgewissen hatte mal wieder versagt.

Der schon selbstverständlich gewordene Schandfleck fällt jetzt wieder auf: In der Neuen Nationalgalerie hat die überfällige Grosz- Retrospektive (bis 17. April geöffnet) aus Anlaß des – um ein Jahr verschlafenen – 100. Geburtstages verdienten Erfolg.

Das hätte doch auch ein Anlaß sein müssen, den unerbittlichen Ankläger des dumpfdeutschen und unverschämt frechen Nationalismus und Militarismus mit einem Platz zu ehren, der diesen Namen verdient.

Sollte man nun das Schild entfernen, weil der Platz durch sein reales Erscheinungsbild diskreditiert wird?

Nein, so lassen! Da sieht man, was Lippenbekenntnisse wert sind. Großer Sohn der Stadt. Von wegen ... Rainer Höynck

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