■ Bücher
: Reiseliteratur zu Bolivien

Ohne Zweifel einer der interessantesten Romane der bolivianischen Literatur ist Augusto Céspedes' „Teufelsmetall“ – und einer der wenigen, die ins Deutsche übersetzt wurden. In der Form eines Entwicklungsromans verfolgt er den legendären Aufstieg des jungen Mestizen Zenón Osmonte vom Laufburschen zu einem Zinnmagnaten. Hinter dem Protagonisten oder, besser: Antihelden mit fast schon dämonischen Zügen steht Simón Patiño, der zusammen mit Aramayo und Hochschild jene legendäre „Rosca“ bildete, die Boliviens Wirtschaft und Politik lange Zeit bestimmte. Es ist zugleich die Geschichte des Teufelsmetalls Zinn, dem seit Ende des 19. Jahrhunderts bis zum großen Zinnkrach 1985 wichtigsten Exportprodukt des Landes, und vor allem eine Anklage gegen die Unterdrückung und Ausbeutung der Bergarbeiter.

Trotz der eindeutigen Bezüge ist der 1946 erschienene Roman „Teufelsmetall“ kein biographischer oder dokumentarischer Roman, sondern hat eher realistische, aber auch phantastische Züge – und ist vor allem spannend zu lesen. Der Autor Céspedes gehörte zur „Generation des Chaco“ und war Mitbegründer des MNR, der maßgeblich die Revolution von 1952 organisierte, nach der Patiño enteignet wurde.

Gudrun Pausewang, die viele Jahre in Lateinamerika lebte, erzählt in ihrem Roman eine „Bolivianische Hochzeit“, die auf einem jener einsam außerhalb der Dörfer liegenden Friedhöfe beim Allerseelenfest stattfindet. Dabei vermittelt sie Gefühle und Denkweisen der Indigenas auf dem Altiplano und ihr besonderes Verhältnis zu den Toten.

Drohend gegenwärtig ist dabei durch die realistischen Erzählungen eines Kriegsversehrten der sinnlose und grausame Krieg im Gran Chaco, den Bolivien und Paraguay 1932 bis 35 führten und in den der Bräutigam nach der Hochzeitsnacht ziehen muß.

Längst zum „Meisterwerk“ oder gar zur „Bibel Lateinamerikas“ avancierte Eduardo Galeanos „Erinnerung an das Feuer“. Auf gut 1.000 Seiten erzählt der Autor in dieser neuen Form der Geschichtsschreibung unzählige kleine Geschichten von Menschen, historischen Ereignissen und Legenden vom Schöpfungsmythos der Mayas bis hin zu Céspedes und Nicaragua 1984, die alle zusammen ein Mosaik von Geschichte und Wesen Amerikas und vor allem Lateinamerikas ergeben. Die sorgfältigen Quellenangaben und das detaillierte Register lassen in den drei Bänden leicht Boliviens Entwicklung im Lehnstuhl nach- und miterleben. Dirk Bruns

Augusto Céspedes: „Teufelsmetall“, Lamuv-Verlag, 324 Seiten, 19,80 DM

Gudrun Pausewang: „Bolivianische Hochzeit“, 212 S., dtv 1994, 12,90 DM

Eduardo Galeano: „Erinnerung an das Feuer“, Peter Hammer Verlag 1988, 3 Bde., zusammen ca. 1.100 S.