Illustrierte Bremer Zeitschriften-Revue (9)

Frau Clothilde lächelt milde. Milde, und doch auch zuversichtlich: Eine innere Stärkung, ja: eine Festung, ein Fest und Fels zugleich soll uns das Antlitz der Clothilde M. Kronenberg sein, gerade so, wie die stolze Herausgeberin samt ihres unverrückbar blauen Samtkostüms alle Vierteljahre aus dem Editorialfoto ihres „Foyers“ herauslugt. Denn so soll auch das ganze „Foyer“ sein. Das „Kulturjournal für Bremen und den Nordwesten“ steht gravitätisch inmitten des mal tosenden, mal eher plätschernden Kulturlebens, seit über zwei Jahren schon.

Das Editorial nämlich ist der Ort, an dem endlich mal bequeme Wahrheiten ausgesprochen werden. Kommerz und Kultur – wie prima paßt das doch zusammen! Sind nicht „beide Bereiche zwei Seiten ein- und derselben Medaille“? Ist nicht die „Bürgerinitiative Musicon“, die mit zäher Liebe die Millionen für selbst das unnützeste aller Konzerthäuser zusammenstoppelt, ein schönes Beispiel dafür, „wie sehr den Bürgern unserer Stadt die Kultur am Herzen liegt“?

Eben. Wo andere Kulturjournale eine Chefredaktion haben, hat das „Foyer“ halt Frau Clothilde. Noch wundersamer ist freilich, daß das restliche Heft tatsächlich ein ziemlich lebendig umherflatterndes Wesen besitzt – Frau Clothilde zum Trotz. Statt veralteter Rezensionen und haltlos hinfabulierter Vorberichte hat das Journal sich inzwischen auf die Stärken eines Journals besonnen. Nun findet sich Hintergründiges über das kommende Dario-Fo-Stück im Theater, Populäres über die vom Tagesfeuilleton weithin ignorierte Operette, Persönliches von neuen Kulturkräften und auch mal Abwegiges über den diskreten Charme unserer Kleinstädte.

Nur nicht zuviel davon! Denn sonst fährt rächend Frau Clothildes Biedersinn auf die Schreibenden hernieder. Der hingemordeten Kolumnisten und Redaktionsleiter sind's ohne Zahl; so manchen tazler, wie man aus gutinformierter Quelle hört, hat's getroffen. Aber noch und trotzalledem steht das „Foyer“ felsenfest. Und wenn die ganze heimische Kulturjournaille hindurchgegangen ist, bleibt uns: Frau Clothildes Editorial, ihr mildes Lächeln, und das blaue Kostüm. tw