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Nordkorea entläßt seine polnischen Beobachter

■ Friedensverhandlungen angestrebt?

Seoul (AP/rtr/taz) – Nordkorea hat polnische Mitglieder der Waffenstillstandskommission gestern zum Verlassen ihrer Stellung an der entmilitarisierten Zone gezwungen. Ein Sprecher der polnischen Botschaft in Pjöngjang erklärte, die Soldaten hätten den Stützpunkt 15 Sekunden vor Ablauf einer von Nordkorea gesetzten Frist verlassen. Er habe sie in die nordkoreanische Hauptstadt begleitet; von dort wollten sie nach Peking weiterreisen. Nordkorea hatte angekündigt, die Versorgung des Stützpunktes Ende Februar einzustellen.

Nach Ende des Korea-Krieges 1953 war in einem vier Kilometer breiten Streifen entlang der innerkoreanischen Grenze die Überwachungskommission Neutraler Nationen eingesetzt worden, um die Einhaltung des Waffenstillstands zu überwachen. Der Waffenstillstand war von Nordkorea, China und den USA – nicht aber Südkorea – unterzeichnet worden. Nordkorea hatte Polen und die Tschechoslowakei als Mitglieder der Kommission ausgewählt. Auf südkoreanischer Seite sind seitdem schweizerische und schwedische Beobachter stationiert.

1993 hatte Pjöngjang bereits die tschechische und slowakische Delegation dazu gebracht, das Neutrale Überwachungskomitee, das rein symbolische Funktionen und Kompetenzen hatte, zu verlassen. Im vergangenen Jahr erklärte China seinen Rückzug aus dem Gremium.

Nordkorea will das Waffenstillstandsabkommen durch einen Friedensvertrag ersetzen und strebt darüber Verhandlungen mit den USA an. Die – seit dem 1994 beigelegten Atomstreit – stetige Annäherung zwischen Washington und Pjöngjang wird jedoch in Südkorea mit großem Mißtrauen gesehen. Die Politiker in Seoul fürchten, daß eine Normalisierung zwischen dem Norden und den Vereinigten Staaten zum Abzug der US-Truppen auf der Halbinsel führen und sie Erpressungsversuchen des Nordens ausliefern könnte. li

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