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Van Gogh im Schlüsselloch

■ „Kulturmarketing“: Die Politiker fordern schönere Verpackung, die Museen ein besseres Produkt

Eben noch im ICE gehockt, im Zugbegleiter geblättert und die glänzende Anzeige für „Bremer Tafelsilber aus fünf Jahrhunderten“ gesehen – jetzt schon mit der „Bremer Museumscard“ durchs Landesmuseum stapfen: Was es da an Schätzen nicht alles gibt! Und heute abend ins Tanztheater – das kennen wir schon von den Plakaten daheim, im Ruhrgebiet. So schön könnte es sein. Wenn sich die Bremer Kultur nur besser verkaufte.

Das malen sich zumindest die Befürworter eines „Marketingskonzepts für die Bremer Kultureinrichtungen“ aus. Die nicht ganz taufrische Idee wurde von der CDU wieder ausgegraben; ein entsprechender Antrag an den Senat fand die Zustimmung aller Bürgerschaftsfraktionen. Bis Ende April soll das Konzept konkrete Formen angenommen haben. Mit einem cleveren Verkaufsrezept aber wird es wohl nicht getan sein, geben die Museen schon mal zu bedenken: Bevor die Verpackung verkauft wird, muß das Produkt auch wirklich was hermachen.

Bremen als „Stadt der Museen“ darzustellen – Thomas Deecke, Direktor des Neuen Museums Weserburg, hat da natürlich keine Einwände. Aber um die vielbeschworenen hauseigenen Stärken ausspielen zu können, „brauchen wir wenigstens eine Basisfinanzierung“. Derzeitiger Ankaufs- und Ausstellungsetat des Hauses: null – gleiches gilt für die Kunsthalle.

Daß „die Güte des Produkts“ mit entscheidet über den Erfolg von Marketingaktionen, sieht auch die Senatspressestelle ein, zuständige für die Bremenwerbung. Leiter Klaus Sondergeld will daher zumindest die Häuser in Schuß bringen: „Sanierung und Werbung müssen parallel laufen.“

Mindestens ebenso schwierig wie dieser Drahtseilakt dürfte die Suche nach einem Image werden, mit dem sich alle Kulturhäuser anfreunden können. Jörg Kastendiek, CDU-Kulturfachmann und Antragsteller, hält Bremens Kulturimage schlicht für „mangelhaft“. In der Kulturbehörde hält Sprecherin Barbara Loer dagegen: Unter den vergleichbaren Städten befände sich Bremen sogar „im oberen Mittelfeld“. Direktor Deecke hingegen meint, Bremen habe praktisch „gar kein Image“. Die Bremer könnten nun „die offene Fläche füllen“.

Angefangen damit, das Thema „Kultur“ überhaupt mal mit in die Stadtwerbung hineinzubasteln. „Werder in allen Ehren“, sagt Wulf Herzogenrath, Direktor der Kunsthalle: Aber Bremen habe doch mehr Attraktionen aufzubieten als nur Ottos Erfolgself. Kollege Deecke assistiert: Statt des Fallturms oder der Stadtmusikanten könnte doch „auch mal ein Beckmann in der Schlüsselloch-Werbung auftauchen“ – aber als die Kampagne letztes Jahr anlief, habe sich die Stadtwerbung gegen Kulturmotive entschieden.

Zum Marketing, da stimmen alle Beteiligten zu, gehört neben der Werbung freilich auch die inhaltliche Abstimmung. Die Bremer „Highlights“ wollen die Museumsleute nun möglichst publikumswirksam streuen; auch sollen die Profile der einzelnen Häuser sich möglichst klar unterscheiden. Dennoch braucht es ein gemeinsames Dach. Als „Die Bremer Fünf“ wollen die großen Museen künftig auftreten und so das Bremer Kulturangebot in geballter Form verkaufen.

Auch, wenn man sich über die künftige Verkaufsstrategie nicht gerade einig ist. Martina Rudloff, Direktorin des Gerhard-Marcks-Hauses, fragt sich jedenfalls, ob ihr „kleines und feines Museum“ sich dem Trend zum großen Rummel anschließen soll. Auf großen Massenandrang, wie unlängst nebenan bei „Toulouse Lautrec“, will sie jedenfalls gar nicht erst schielen. Ihr Ziel sei „eine Qualifizierung des Publikums“ durch ein „anspruchsvolles Programm“. Durch den Druck des Marketing werde „verwischt, was eigentlich der Normalzustand im Museum ist“. Dazu gehöre eben auch sowas wie Forschungsarbeit. Aber dafür dürfte die Stadtwerbung ihre Schlüsselllöcher kaum freiräumen. tw

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