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Bibelkurs bei Priesterin Hanna

■ Parlamentspräsidentin Laurien schrieb ein Buch "über das Priestertum der Frau" und plauderte über verführerische Ministrantinnen und wüste Porno-Theologie

Die braunen Vorhänge und Spitzengardinen korrespondierten aufs harmonischste mit der rosa Schleife vor der Brust der Autorin. Hanna-Renate Laurien, Parlamentspräsidentin und tiefgläubige Katholikin, stellte gestern in der bedeutungsschweren Atmosphäre der Akademie der Wissenschaften ihr neues Buch vor: „Abgeschrieben? Plädoyer für eine faire Diskussion über das Priestertum der Frau“.

Abgeschrieben hat sie in der Tat – vom Heiligen Buch, vom Papst, von vielen wichtigen Theologen und Theologinnen. Und zwar so gründlich, daß die Vorstellung ihres Werkes nachgerade zum Bibelkurs geriet, den ungläubige Journalisten beinahe als bekehrte Gläubige verlassen hätten. So berichtete die Autorin zum Beispiel von der „wunderbaren Entdeckung der feministischen Theologinnen“, daß der Bibelsatz, Gott habe Eva aus einer Rippe Adams gebaut, eigentlich ganz anders gemeint war: Das Wort „bauen“ sei damals nur „für die hohe handwerkliche Kunst des Tempelbaus“ benutzt worden. Frauenrechtlerinnen, aufgepaßt: Der Bastelkurs im Paradies war Ausdruck der Anbetung, und die Frau ist eine Kirche auf zwei Beinen.

Das aber nur als Ausschweifung am Rande. Im Zentrum sollte hier vielmehr stehen, daß Freizeit-Autorin Laurien („den Rahmen des Buches habe ich im Urlaub in zwei Stunden auf der Bank geschrieben“) entschieden vorsichtig für die Priesterschaft des Weibes eintritt. Sie habe „kein Aufstandsbuch“ schreiben, sondern bescheiden und „in kritischer Loyalität gegenüber der Kirche“ darauf hinweisen wollen, daß sich aus der Bibel „kein Verbot“ weiblicher Amtsausübung ergebe.

Ein Verdacht dräut am Horizont: Wäre die aufstrebende Hanna vielleicht doch lieber Bischöfin oder Päpstin geworden, statt sich auf immer und ewig langweilige Parlamentsdebatten anzuhören? Eigene Ambitionen dementierte sie indes aufs heftigste: „null, nichts, um Himmels willen!“ Um dann aber doch schamhaft zuzugeben, welche Lust sie als junges Mädchen in der Rolle der Ministrantin empfunden habe. Empört habe ihr damals ein Priester geschrieben, daß die Ministranten wohl auf diese Weise vom zölibatären Priestertum abgehalten werden sollten. Und „ich, das freche Ding“, schrieb zurück: „Ich wußte nicht, daß wir so verführerisch und Sie so verführbar sind.“

Gut gegeben, Schwester! Aber leider war das schon die größtmögliche Revolte hinter rosa Schleifen. Was weiter geht, findet Hanna-Renate nicht mehr witzig: „Porno- Theologie“ sei das, was Uta Ranke-Heinemann verfasse. Das Buch der katholischen Professorin über das Zölibat sei „empörend“, „unwissenschaftlich“ und eine einzige Sammelei „von Stellen, die Leute aufgeilen“. Die Bibel in Wirklichkeit ein Softporno? Danke, Frau Laurien, für diesen aufregenden Lesetip! Ute Scheub

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