: Stahmer sucht Stimme
■ Noch fehlen der Spitzenkandidatin der SPD für Wahlkampf Personen und Geld
Ingrid Stahmer, Spitzenkandidatin der SPD, ist noch immer auf der Suche nach jemandem, der für sie den Wahlkampf leitet. Rudolf Hartung, Geschäftsführer des Landesverbandes, hat sich für diesen Job angeboten, doch offenbar haben Stahmer und ihre bisherigen Berater Bedenken, bei der Organisation von Wahlkampfauftritten und auch bei der Akzentsetzung in politischen Fragen zu stark von der Parteispitze vereinnahmt zu werden.
Dennoch hat Stahmer sich noch nicht dazu durchringen können, ein eigenes Wahlkampfbüro außerhalb der Parteizentrale in der Müllerstraße einzurichten. Welche zusätzlichen Aufgaben der Landesgeschäftsführer bis zu den Wahlen im Oktober übernehmen wird, „muß man nun mal sehen“, sagte Hartung gestern.
Zuletzt hat am vergangenen Montag der geschäftsführende Landesvorstand gemeinsam mit den SPD-Senatoren den Entwurf des Wahlprogramms verhandelt. Dieses 25seitige Papier soll morgen im Landesausschuß verabschiedet und Mitte Juni vom Parteitag beschlossen werden. Bislang hat sich die Spitzenkandidatin mit programmatischen Aussagen auffällig stark zurückgehalten. Neben inhaltlichen und personellen Fragen muß aber auch geklärt werden, wie der Wahlkampfetat zwischen Landesverband, Bezirken und Spitzenkandidatin aufgeteilt wird. Mit rund 2,2 Millionen Mark für die im Oktober stattfindenden Kommunal- und Abgeordnetenhauswahlen steht insgesamt ein Drittel weniger Geld zur Verfügung als bei vergangenen Politwerbefeldzügen – Verteilungskämpfe sind also vorprogrammiert. Wie die Millionen zwischen den Interessengruppen verteilt werden, heckt derzeit der geschäftsführende Landesvorstand aus. In zwei Wochen will dieses Gremium mit der Spitzenkandidatin und dem Fraktionsvorsitzenden Klaus Böger dann eine Entscheidung treffen.
Offenbar wollen eine Reihe von Momper-Sympathisanten nun Stahmer im Wahlkampf unterstützen. Die Spitzenkandidatin hat am Dienstag abend bei einer von Momper veranstalteten Abschiedsparty im Gasthaus Jette in der Nürnberger Straße jedenfalls um Hilfe geworben. „Selbstverständlich unterstützen wir Stahmer“, sagte Partygast und Momper-Anhängerin Barbara Riedmüller-Seel. Mit dem Abgeordneten Joachim Günther, der in Mompers Wahlkampfbüro gearbeitet hat, soll Stahmer bereits Gespräche geführt haben. Ob die Spitzenkandidatin auch Walter Momper eine Rolle im Wahlkampf zukommen lassen will, ist mehr als unklar. Bei ihm hat sie sich bislang nämlich nicht gemeldet. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen