AfB wie ein Mann hinter Rebers

■ 120 AfB-Mitglieder wählten die Kandidaten, die der AfB-Chef zu seiner Unterstützung wollte

„Dies ist die erste Mitgliederversammlung des Stadtverbandes Arbeit für Bremen“, eröffnete Klaus Bernbacher die Versammlung im Hotel Munte. Um die 120 Personen saßen im Saal, seit drei, fünf, maximal acht Wochen Mitglied in der neuen Wählervereinigung. Einer der vielen Herren im grauen Anzug war ein Störer. „Kann man hier auch als Nichtmitglied ...“, wollte er anheben. „Nein“, klärte ihn Versammlungsleiter Bernbacher mit energischer Stimme auf. „... kandidieren?“, wollte der Frager wissen. Viele im Saal kannten sich untereinander nicht, ihn kannten aber alle: Gerold Janssen hatte sein bestes Stück aus dem Schrank geholt. „Nein“, sagte Bernbacher klar.

Denn es sei viel zu tun an dem Abend, die Formen müßten eingehalten werden, sonst könnten Wahlen sogar angefochten werden wie in Hamburg. Der Polizeigewerkschafter Schulz organisierte den Ablauf der Zählungen - reibungslos.

Nachdem die Formalien geklärt waren, konnte der Landesvorsitzende Rebers ans Mikrophon gehen. Drei Sätze, dann hatte er alles gesagt, was zu sagen war. Erster Satz: Vor 8 Wochen war die AfB gegründet worden. Zweiter Satz: Er freut sich, daß alles geklappt hat und daß so schnell diese große Versammlung zustandegekommen ist. Dritter Satz: „Wir wollen den Wechsel, wir wollen eine grün-rote Koalition verhindern.“

Und dann erklärte Rebers: „Ich habe mir das Recht genommen, mir die Kandidaten an die Seite zu holen, die mir die nötige Unterstützung geben können.“ Und zählt 19 Namen für die ersten 20 Listenplätze auf: Elke Kröning, Rolf Reimers, Andreas Lojewski, Klaus Bernbacher, Ludwig Hettling, und so weiter. Rebers bittet die Versammlung, „möglichst meinen Wünschen zu folgen“.

Bernbacher übernimmt wieder: „Sie werden sicherlich mit mir einer Meinung sein, daß es an der Zeit ist, Friedrich Rebers zu unserem Spitzenkandidaten zu wählen“, sagt er. Beifall. „Ich frage der Form halber: Gibt es einen Gegenkandidaten ... ? Wir müssen trotzdem jetzt wählen...“

Und dann wurde gewählt. 115 Ja-Stimmen, 115 Ja-Stimmen, 107 Ja-Stimmen, 122, 119 ...

Und dann das: für Platz sechs Gegenkandidatin. Frau Imme Nullmeyer. Sie stellte sich gut vor: zunächst künstlerisch aktiv als ausgebildete Bühnentänzerin, hatte sie eine Tankstelle gepachtet und als Chefin in einem Abschleppunternehmen ihren Mann gestanden. Seit zehn Jahren leitet sie eine kleine Versicherungsagentur, ist Vorsitzende der Werbegemeinschaft Horn. Von der CDU für den Beirat angeworben, verlor dann aber die Freude an uneffektiver Parteiarbeit, trat aus - und will sich nun für die AfB engagieren: „Hier ist Aufbruchstimmung“, stellte sie erfreut fest.

Einen kleinen Moment lang war Beobachtern der Szene nicht ganz klar, ob hier der Aufstand gegen Rebers geprobt werden sollte - immerhin hatte die Dame sich ihm nicht vorgestellt, um auf seine Liste zu kommen - oder ob die AfB-Liste auf überraschende Weise um eine Person ohne altes SPD-Parteibuch bereichert werden könnte.

Aber dann ging Rebers ans Rednerpult - für Hettling, seinen Kandidaten: „Wir müssen alle Dinge richtig mit Spezialisten besetzen“. Hettling sei „einer meiner engen Vertrauten“. Dann kam ein Wassersportler, der versicherte, er kenne Hettling, wie der sich für Liegeplätze für die Boote eingesetzt habe.

Frau Nullmeyer ging noch einmal ans Pult: „Ich bin befremdet...“ und redete sich um Kopf und Kragen. Mit 20 Stimmen schmierte sie ab, und danach traute sich niemand mehr, „Gegenkandidat“ zu spielen.

K.W.