: Humboldt-Uni hat drei Jura-Dozenten weniger
■ Krisenrunde zum Vorwurf, daß Durchfallquote bei Juristen „heruntergeschummelt“ wurde / Senator: Keine Beweise
Der Präsident des Justizprüfungsamtes, Klaus-Peter Jürgens, und zwei seiner Mitarbeiter beenden ihre Lehrtätigkeit an der Humboldt-Universität (HUB) zum 1. April. Dieser Schritt ist das Ergebnis einer Gesprächsrunde mit Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU), Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit (SPD), dem Präsidenten der Freien Universität (FU), Johann W. Gerlach, dem HUB-Vizepräsidenten Detlef Krauß sowie mit den Dekanen der juristischen Fachbereiche, Bernhard Schlink (HUB) und Friedrich Ebel (FU).
Anlaß der hochkarätig besetzten Runde waren erneute Vorwürfe des FU-Präsidenten, an der HU sei die Durchfallquote im ersten juristischen Staatsexamen mit 19,3 Prozent deutlich niedriger als mit 27,5 Prozent an der FU. Unter anderem sollen der Präsident des Prüfungsamtes und seine beiden Mitarbeiter die Klausurfragen für Examen ausgewählt haben. Und in Vorbereitungskursen sollen behandelte Rechtsfälle auffällige Ähnlichkeiten mit späteren Examensklausuren gehabt haben.
Das Beenden der Lehrtätigkeit aus freien Stücken sei „überhaupt kein Schuldeingeständnis“, sagte gestern Senator Erhardt auf Anfrage. Die drei Beschuldigten wollten damit nur das Entstehen neuer Gerüchte und weiterer Vorwürfe in Zukunft verhindern. Bei der Klärung der konkreten Vorwürfe von FU-Präsident Gerlach sei man bislang nicht weitergekommen, sagte Erhardt. Die für das Prüfungsamt zuständige Justizsenatorin will Gerlachs Behauptungen nun prüfen und die Betroffenen anhören. Erhardt rechnet damit, daß das Gespräch innerhalb der nächsten zwei Wochen fortgesetzt wird.
Schlink wertete den Entschluß der Prüfungsamts-Mitarbeiter, vorübergehend ihre Lehrtätigkeit aufzugeben, als richtigen Schritt. „Wenn nach zwei Semestern die Examensergebnisse der HUB immer noch deutlich besser sind, haben wir die Vorwürfe endgültig entkräftet“, so der Jura-Dekan der Humboldt-Uni. In diesem Fall würde man gerne erneut auf die Dozenten zurückgreifen, so Schlink weiter.
Den Vorschlag, zwei Semester auf die Dozenten vom Prüfungsamt zu verzichten, hatte auch Uwe Wesel, Jura-Professor der FU, befürwortet. Für Wesel steht fest, daß das gute Abschneiden der HUB- Studenten auf ihre bessere Ausbildung zurückzuführen sei. „Bei dem Verhalten des FU-Präsidenten spielt die Angst vor Mittelkürzungen eine große Rolle. Da möchte man gegenüber der HUB besser dastehen“, so Wesel. Dowe/Schulz/Wildt
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen