piwik no script img

Liebknecht-Stein jetzt in Mahrzahn

■ Berlins einziges „Antikriegsdenkmal“ am Potsdamer Platz wurde demontiert, weil es Probebohrungen im Weg stand

Der Karl-Liebknecht-Gedenkstein am Potsdamer Platz ist gestern demontiert worden. Der 1,70 Meter große Steinquader stand den Bautrupps im Weg, die an gleicher Stelle ein Bürogebäude für Asea Brown Boveri (ABB) errichten sollen. An der historischen Stelle rief Liebknecht 1916 zur Beendigung des Ersten Weltkrieges auf.

Eine „unrühmliche Geschichte“ sieht Volker Hobrack, Vorsitzender der Gedenktafelkommission Mitte, in der Aktion der Roland Ernst Städtebau GmbH. Die Firma ist von ABB mit der Bauausführung beauftragt und damit für die Demontage verantwortlich. Hobrack ist „sehr erstaunt“ daß der schmucklose Steinquader einfach weggeräumt wurde. Es seien „zu schnell Tatsachen geschaffen worden“. Den Abbau bezeichnete er als „eigenmächtig, obwohl juristisch vertretbar“.

In den Augen der Roland Ernst Städtebau GmbH wurde der Stein durch den Abbau nur geschützt. Derzeit werden die Abmessungen unterirdischer U- und S-Bahn- Schächte durchgeführt. Der Stein drohte angeblich in das Probebohrloch abzusacken. „Juristisch vertretbar“ ist die Aktion, da der 1951 errichtete Stein nicht unter Denkmalschutz gestellt ist. Die Deutsche Bundesbahn, der das Grundstück derzeit noch gehört, erteilte der Baufirma die Erlaubnis, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Doch der Stein selbst gehört dem Land Berlin. Damit ist die Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen für Berlins einziges „Antikriegsdenkmal“ zuständig. Und die erhob keine Einwände gegen den Abbau des Steinsockels. Auch die Proteste von Denkmalschützern halfen nichts.

Verloren ist das Steindenkmal noch nicht. In einem Container auf einem Mahrzahner Lagerplatz wurden alle Teile zwischengelagert. Ein Wiederaufbau an gleicher oder naher Stelle bleibt damit möglich. Volker Hobrack will sich nun mit dem Investor des Grundstückes in Verbindung setzen, um über eine erneute Errichtung des Gedenksteins nach Baufertigstellung zu verhandeln. Christoph Dowe

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen