Autonomie-Kongreß soll nicht tanzen

■ Das an Ostern in Berlin geplante Treffen darf aus Angst vor Sanktionen nicht an der Humboldt-Uni stattfinden

Um den Stand der Bewegung soll es gehen und um eine Neubestimmung autonomer Politik. Seit langem schon planen autonome und undogmatische linke Gruppen in Berlin einen Kongreß, um über ihre Politik zu diskutieren. Daß die kollektive Debatte, zu der an Ostern über 1.000 TeilnehmerInnen erwartet werden, in der Ostberliner Humboldt-Universität stattfinden soll, galt als abgemachte Sache. Nun hat Uni-Präsidentin Marlies Dürkop den autonomen Kongreßlern die Räume genommen. Zur Begründung hieß es, die Uni befinde sich „durch die angekündigten Haushaltskürzungen in einer überaus komplizierten Situation“. Die Idee für das autonome Großereignis zu den Themen Gegenöffentlichkeit, Autonomiebegriff, autonomer Forderungskatalog oder Osteuropa steht unmittelbar im Zusammenhang mit der Berliner Maidemonstration 1993. Im Vorfeld der „revolutionären“ Demo, die in Kreuzberg seit den Mairandalen 1987 stattfindet, waren die undogmatischen autonomen Gruppen gegenüber kommunistischen Kaderzirkeln ins Hintertreffen geraten. Zeit also für eine grundsätzliche Bestandsaufnahme autonomer Politik und Bewegung, für die mittlerweile Gruppen aus dem gesamten Bundesgebiet Interesse bekundet haben. Daß nun ausgerechnet die alternative Präsidentin der Humboldt- Uni sich der Kultur des Streits entzieht, geht offenbar auf den Druck des Berliner Senats zurück.

Zwar dementiert die Berliner Innenverwaltung, bei der Humboldt-Präsidentin interveniert zu haben. In einem Schreiben Dürkops freilich ist davon die Rede, daß die „selbstorganisierte Großveranstaltung im Zentrum der Stadt“ zu „einer weiteren Belastung“ führen könnte. Im Klartext: die Humboldt-Präsidentin will mit dem Kongreß keinen Anlaß für weitere Stellenstreichungen liefern. Die Initiatoren des autonomen Osterfestes geben sich dennoch optimistisch: „Der Kongreß wird auf jeden Fall stattfinden.“ Uwe Rada