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CIA-Chef weiß von CIA-Morden nichts

■ Mordverdächtiger guatemaltekischer Oberst stand auf CIA-Gehaltsliste

Washington (dpa/wps) – Die US-Regierung soll gemeinsam mit der CIA dessen Verwicklung in die Ermordung eines Amerikaners und eines Guerillaführers in Guatemala vertuscht haben. Unter Hinweis auf Beweisunterlagen, die ihm vorlägen, erklärte am Donnerstag der Republikaner Robert Torricelli, Mitglied im Geheimdienstausschuß des Repräsentantenhauses, sowohl die CIA als auch das Außenministerium hätten bereits im Oktober 1991 gewußt, daß einer ihrer Informanten, zugleich hochrangiger guatemaltekischer Militär, den Mord an dem Amerikaner Michael DeVine befohlen hatte.

Der Hotelbesitzer DeVine war 1990 von Guatemalas Armee entführt und hingerichtet worden. Vorher hatte er, so der frühere US- Diplomat Robert White, die US- Behörden über Drogengeschäfte des guatemaltekischen Militärs informiert. Für den Mord verantwortlich soll Oberst Julio Roberto Alpirez sein. Er stand laut Torrecelli noch 1992 als Informant auf der Gehaltsliste der CIA.

Im Januar dieses Jahres sollen die US-Behörden dann Kenntnis über eine weitere Hinrichtung erhalten haben, die auf Alpirez' Konto ging: Der Guerillaführer Efrain Bamaca Velásquez, bekannt als Comandante Everardo, soll auf Befehl des Offiziers 1992 – zu einer Zeit also, als dieser noch für die CIA tätig war – gefoltert und ermordet worden sein.

In einem Brief an US-Präsident Bill Clinton beklagte Torricelli, daß die US-Behörden sich geweigert hätten, der Ehefrau von Velásquez genaue Informationen über die Ermordung zu geben. Jennifer Harbury hatte für internationales Aufsehen gesorgt, als sie am 12. März direkt gegenüber dem Weißen Haus in Washington schon zum zweiten Mal einen Hungerstreik begann, um die Aufklärung der Umstände vom Tod ihres Mannes zu erzwingen.

Derweil wies die Regierung in Washington Vorwürfe einer vorsätzlichen Vertuschung zurück. Sprecher Michael McCurry sagte am Donnerstag, die Regierung sei „der Angelegenheit in sorgfältiger Art und Weise“ nachgegangen, und hätte Harbury stets soweit über den Stand der Ermittlungen informiert, wie der Rahmen der nationalen Sicherheitsgesetze dies zuließe.

CIA-Chef William Studeman sprach in einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung von „völlig falschen und verantwortungslosen Vorwürfen“. Der US-Geheimdienst habe erst lange nach den Morden Kenntnis von den beiden Fällen erhalten. Er dementierte in der Erklärung allerdings nicht, daß Alpirez für die CIA gearbeitet hatte.

Pikanterweise hat Alpirez an der berüchtigten „School of the Americas“ studiert, einer Militärschule, die vom US-Verteidigungsministerium geleitet wird. Er ist nicht der erste prominente Menschenrechtsverletzter Lateinamerikas, der die Pentagon-Ausbildung durchlief. Der wohl bekannteste ist der Ex-Diktator Panamas, General Manuel Noriega. häm

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