: Bremen 2100 komplett zugebaut
■ BUND: Keine neuen Gewerbeflächen auf Kosten der Natur / „Arbeitsplatzargument stimmt nicht“ / Nur ein Sechstel aller neuen Arbeitsplätze entstehen auf neuen Flächen
Einen Stop der maßlosen Ausweisung von neuen Gewerbeflächen auf Kosten der Natur hat gestern der BUND-Landesverband Bremen gefordert: „Nach dem Motto ,Wer bietet mehr' überschlagen sich die Parteien mit immer höheren Forderungen nach Gewerbeflächen – wenn es so weitergeht, ist die Landesfläche Bremens im Jahr 2100 komplett zugebaut“, so Michael Abendroth vom BUND.
Nicht nur durch Großprojekte, sondern auch die Summe kleinerer Eingriffe für Straßen, Wohnungen und Gewerbe – Flächenverbrauch: rund 120 Hektar pro Jahr – würden ganze Landschaften und Ökosysteme vernichtet. Zudem nimmt der BUND die beliebte Argumentation „neue Gewerbeflächen = neue Arbeitsplätze“ auseinander: „Nur ein Sechstel aller neuen Arbeitsplätze entstehen auf neuen Gewerbeflächen, da sie im wesentlichen von alteingesessenen Betrieben eingenommen werden, die im Zuge der Umsiedlung manchmal sogar rationalisieren“, so Abendroth. Dabei beruft sich der BUND gar auf eine Analyse des Bremer Ausschusses für Wirtschaftsforschung, der zum Wirtschaftsressort gehört und solche Zahlen für gewöhnlich erst nach längerem Bohren herausgibt.
Zudem zeigten Prognosen, daß die meisten Arbeitsplätze in kleinen Betrieben mit bis zu 20 MitarbeiterInnen geschaffen werden – also in dienstleistungsorientierten Klein- und Mittelbetrieben, die viel besser im vorhandenen Gewerbeflächenbestand untergebracht sind. Eine gegenteilige Arbeitsplatzentwicklung zeigten dagegen Großbetriebe, für die eine Lage im Industriegebiet mit Autobahn- und Bahnanschluß wichtig ist: „Da muß man doch fragen, ob es sinnvoll ist, neue Flächen für Betriebe auszuweisen, die sowieso rationalisieren müssen“, so Abendroth.
Das klassische Ausspielen von Ökonomie gegen Ökologie, an dem letztlich auch die Ampel gescheitert ist, bestimmt laut BUND die Gewerbeflächenpolitik im Land Bremen. Die Forderung des Naturschutzverbandes: Die rund 500 Hektar Flächenreserve, die Bremen noch hat – damit stehe es in der Reserveflächenstatistik bundesweit an zweiter Stelle – müssen aufgearbeitet und genutzt werden. Dazu gehören zum Beispiel die alten Hafenreviere, die Kasernen Carl-Schurz und Grohn oder das Mobi-Oil-Gelände.
Als rechtliches Instrumentarium gegen das Horten von Reserveflächen, die von Firmen auf Vorrat gekauft und nicht genutzt werden, unterstützt der BUND eine Initiative des Bundes, die Grundsteuer für unbebaute Flächen empfindlich anzuheben. Gegen eine verschwende rische Bauweise sollte das Land Bremen zudem eine einmalige Flächenversiegelungsabgabe beim Neubau erheben, die zum Flächensparen reizt. skai
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