Unterstützung im Pro Familia-Streit

■ Senatorin bittet um Schonfrist / Qualitätsnachweis gefordert

Bremen braucht Pro Familia – eine Welle der Unterstützung hat die Nachricht losgetreten, daß der Verein Abtreibungen und Sterilisationen seit dem 1. April nicht mehr über die Krankenkassen abrechnen darf. Die kassenärztliche Vereinigung (KV) hatte die Ermächtigung dazu entzogen, da weder die Qualitätsstandards noch der Bedarf für eine solche Einrichtung ausreichend seien. Sabine Uhl, die als Arbeits- und Frauensenatorin die Aufsicht über die KV ausübt, hat die Vereinigung gebeten, die Verfügung vorläufig nicht zu vollziehen: „Es darf nicht sein, daß die Frauen nicht nur unter der unklaren Rechtssituation bei Schwangerschaftsabbrüchen leiden müssen, sondern ihnen jetzt auch noch bürokratische Hindernisse in den Weg gelegt werden sollen, wenn sie die von ihnen gewünschte Einrichtung aufsuchen.“

„Der Verein muß mit seinem Beratungs- und Behandlungsangebot uneingeschränkt weiterarbeiten können“, erklärte Sozialsenatorin Irmgard Gaertner. Pro Familia habe in den vergangenen 16 Jahren als ambulante Einrichtung eine wichtige Rolle eingenommen und „zur frauenfreundlichen Atmosphäre Bremens“ beigetragen. Die Vizepräsidentin der Bürgerschaft, Christine Bernbacher, nannte das drohende Aus für Pro Familia „skandalös“: Jahrelang hätten die Gynäkologen Abtreibungen gerne an den Verein abgeschoben, „und in Zeiten des Konkurrenzkampfes sind sie nun nicht mehr gut genug“.

Sabine Uhl forderte Pro Familia allerdings auch auf, die Qualitätsnachweise für ihre beiden Ärzte zu erbringen. Laut neuem Bundesgesetz ist ein sogenannter „Facharztstandard“ für ambulante Operationen erforderlich; die KV versteht darunter einen von der Ärztekammer erteilten Facharztbrief, Pro Familia hingegen ist überzeugt, daß ihre Ärzte qua Erfahrung diesem Standard genügen. Diese Haltung wird Pro Familia wohl aufgeben müssen. Denn auch der erhoffte Druck der Krankenkassen auf die KV wird ausbleiben: Laut Klaus Strathmann, stellvertretender Geschäftsführers der AOK, unterstützen diese die Forderung nach dem Facharztbrief. skai