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Jugo-Connection ausrecherchiert

■ Neue, brandheiße Enthüllungen zum Fall Lockerbie in der „Zeit“

Wien (taz) – Hochbrisante Akten zum Fall Lockerbie hätten ihre Mitarbeiter entdeckt, berichtet die Zeit in ihrer aktuellen Ausgabe. Eine heiße Spur weise in das ehemalige Jugoslawien. Der Bombenanschlag auf den Pan-Am-Flug 103, bei dem am 21. Dezember 1988 270 Menschen starben, erscheine in völlig neuem Licht. Wörtlich heißt es in der Zeit: „Drei Iraner, Angehörige der Revolutionären Garde, flogen vier Wochen vor dem Tag des Lockerbie-Anschlages von Beirut nach Belgrad und wurden dort von Mitgliedern der HDZ, der kroatischen Partei von Franjo Tudjman, in Empfang genommen. In der iranischen Botschaft händigte man den drei Gardisten eine schwarze Tasche aus, dann schleusten die kroatischen Begleiter die Iraner auf dem Landweg nach Frankfurt ...“ Aus einem weiteren Dokument werde ersichtlich, daß sich drei Jahre später Mitarbeiter des kroatischen Präsidenten Tudjman wieder an die Iraner wandten und um „Waffen, Munition und Söldner“ baten. Um ihrem Hilfegesuch Nachdruck zu verleihen, hätten die kroatischen Nationalisten auf die Unterstützung hingewiesen, „die sie den Iranern 1988 gewährt hatten“.

Ein Griff in das Archiv hätte genügt, um die Zeit-Redakteure von der Fälschung der Dokumente zu überzeugen: Die nationalistische Kroatische Demokratische Gemeinschaft (HDZ) wurde erst am 28.2.1989 in einem kleinen Kreis um Tudjman in einem Restaurant in Zagreb gegründet – von Exilkroaten. Die wagten sich zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr nach Belgrad, weil sie damit rechnen konnten, dort sofort als Staatsfeinde und Separatisten inhaftiert zu werden. Hoffähig wurde die HDZ in Kroatien erst im Herbst 1989, erst dann hatte die Tudjman- Partei die Struktur einer Organisation. Doch auch zu diesem Zeitpunkt fehlten ihr noch internationale Kontakte zu Gleichgesinnten, und der Iran bekundete kein Interesse für das katholische Kroatien. Alles nachzulesen in der guten alten Zeit. Karl Gersuny

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