„Nichts tun bringt ja nichts“

■ Internationales Workcamp im Naturschutzgebiet bei Bederkesa

Sie wohnen idyllisch außerhalb von Bederkesa auf einem beheizten Wohnboot und arbeiten fünf Stunden am Tag. Die Jugendlichen in dem Workcamp der „Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste“ (ijgd) haben sich zur Aufgabe gemacht, am Rande eines großen Natur- und Vogelschutzgebietes in der Nähe von Otterndorf die Gewässerränder der Elbmündung auf natürliche Weise zu befestigen.

Claudia Schrader, 16 Jahre, eine der elf TeilnehmerInnen des 14tägigen Camps erzählt: „Es werden Holzpflöcke in den Boden gerammt und so Staak-Büsche reingelegt. Dann wird das immer weiter geschichtet und ein Bagger füllt das dann so auf, daß eine Schräge entsteht. Und dann wird Schilf drauf gepflanzt!“

Was bewegt ein Mädchen, die Freizeit mit Arbeit zu verbringen? „Es macht mir immer Spaß, in der Natur zu arbeiten, den Wind ins Gesicht wehen zu lassen. Es bringt ja nicht viel, wenn ich mir immer nur Gedanken über Naturschutz mache und nichts tue.“

Über vierzig Jahre alt sind die Ideen der „ijgd“, eines gemeinnützigen Vereins, der sich 1950 gegründet hat. Hervorgegangen ist er aus einer Schülermitverwaltung in Hannover, die sich, getragen von dem Gedanken des „Nie Wieder!“ nach dem Krieg für Völkerverständigung, Natur- und Umweltschutz, Frieden und Anti-Rassismus einsetzen wollte.

Das erste Workcamp fand schon 1948 im Harz statt, half bei der Wiederaufforstung des Waldes und wurde auch von Kindern der englischen Besatzungssoldaten unterstützt.

Die alten Ideen scheinen auch noch die neuen zu sein: „Ich will auf dem Workcamp Menschen aus anderen Gebieten kennenlernen, nicht nur aus Deutschland. Ich will auch andere Meinungen hören“, sagt Claudia Schrader. Zu ihrem Bedauern gibt es in Bederkesa allerdings nur einen einzigen Spanier: „Wir verständigen uns mit einer Mischung aus Englisch und Deutsch.“

Fünf Jungen und sechs Mädchen leben auf dem Wohnboot zusammen. „Die sind alle total lieb“, sagt Claudia. „Heute kochen wir zusammen. Wir haben auch versucht, naturbewußt einzukaufen. Hier in der Nähe ist ein Bauer, da fahren wir nachher noch mit dem Fahrrad hin!“ Auch mit den Arbeitern verstehen sich die Jugendlichen gut. „Nach der Arbeit war ich schon ziemlich erschöpft“, lacht die junge Naturschützerin, „aber es hat irgendwie gut getan!“

Spaß hat die Gruppe ganz bestimmt. „Wir sitzen dann abends zusammen, mit Kerzen. Und machen Gemeinschaftsspiele. Gestern haben wir z.B. den Raum ganz dunkel gemacht und vorn 'ne Kerze und so 'ne alte Tapete an der Wand. Und haben dann unsere Schatten gemalt. Und dann hat jeder reingeschrieben, was wir uns vom Lager erhoffen und alles mögliche. Von uns halt. Sogar zwei Gitarren haben wir hier.“

Mit den Freunden in der Heimatstadt redet Claudia öfter über Umweltschutz. In der Schule würde eigentlich zuwenig gemacht in dieser Richtung. Aber Verständnis für Umweltschutz gibt es bei den Eltern: „Wir versuchen, zu Hause ein bißchen auf Mülltrennung und so zu achten“.

Claudia Schrader will bestimmt nochmal so ein Workcamp mitmachen, vielleicht auch mal auf eine Insel gehen. „Und meine Freunde zu Hause in Oberursel haben schon nachgefragt, ob ich nicht mal ein bißchen Informationsmaterial mitbringen könnte“.

Maren Cronsnest

Infos über Workcamps des ijgd sind zu erfragen im Hildesheimer Büro unter der Tel. 05121/15123