: Bankraub: neue Spuren
■ Mutmaßlicher Doppelmörder wurde zuvor gefilmt
Nach dem neuesten Ermittlungsstand der Polizei handelte der Bankräuber, der am Freitagnachmittag in der Volksbank-Filiale der Hindenburgstraße beim Raub von 50.000 Mark zwei Menschen durch Kopfschuß tötete, als Einzeltäter.
Nach übereinstimmenden Zeugenaussagen fahnden die Ermittler nach einem Mann, der 1,85 bis 190 Meter groß ist, am Tattag einen hellen Trenchcoat, eine helle Hose und dunkle Schuhe trug. Auffallend war der dunkle Schnauzbart und das buschige dunkle Haar, das sich der Mann zu einem Pferdeschwanz zusammengeknotet hatte.
Er hatte am Freitagnachmittag die Lesumer Volksbank unter dem Vorwand betreten, ein Konto eröffnen zu wollen. Wie der Vorfall sich im weiteren abspielte, ist noch unklar. Fest steht aber, daß der Täter den 35jährigen Filialleiter Roland Krukemöller und den gleichaltrigen Angestellten Hans-Joachim Schütte zwang, sich auf den Boden zu legen. Er verletzte die Wehrlosen anschließend mit gezielten Kopfschüssen so schwer, daß spätere Rettungsversuche der Sanitäter erfolglos blieben. Die Polizei spricht von einer „regelrechten Hinrichtung“.
Inzwischen steht fest, daß der mutmaßliche Täter bereits am Vormittag in derselben Bank war, um, wie er angab, ein Devisengeschäft abzuwickeln. Das aber scheiterte, weil die Geldbestände in der Volksbank-Filiale nicht ausreichten. Bei diesem Besuch war er gefilmt worden. Bei den fortgesetzten Tatortarbeiten fand die Polizei am Freitag die Visitenkarte eines „Dr. Werner Schneider, Sicherheitsbeauftragter der Bremer Polizei“. Die Ermittlungen ergaben, daß diese Person nicht existent ist.
Durch Hinweise wurde jedoch am späten Samstagnachmittag bekannt, daß der des Doppelmordes verdächtige Mann schon am Donnerstag in einer Bank der östlichen Vorstadt aufgetreten war, um ein Devisengeschäft durchzuführen. Auch dort hatte er sich unter dem Namen „Dr. Schneider“ vorgestellt, „Sicherheitsbeamter der Bremer Polizei“. Da der Mann keinerlei Personalpapiere vorlegen konnte, waren bei den Bankangestellten Zweifel aufgekommen. Sie lösten die Überwachungskamera aus.
Die somit vorliegenden Fotos erleichtern die Fahndung nach dem Mann, der sich nach der Tat von einem Taxi nach Buchholz bei Hamburg bringen ließ. Für Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, wurde von Volksbank und Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 55.000 Mark ausgesetzt. dah
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