: So öko, ökoer geht's nicht
■ Berlins größte Öko-Reinigung ist eröffnet / Senatsumweltverwaltung und Europäischer Fonds griffen mit über 2 Millionen Mark unter die Trommelschleuder
Rund um die Schönefelder Chaussee ist der Stadtplan noch voller weißer Flecken. Dennoch wurde hier, wo man noch nicht mal tot über dem Zaun hängen möchte, gestern Berlins größte Öko-Reinigung eröffnet.
Statt mit dem üblicherweise in Reinigungen verwendeten Perchloräthylen, das im Verdacht steht, krebserregend zu sein, will man dort mit einem halogenfreien Kohlenwasserstoff-Lösungsmittel arbeiten. Der halogenlose Kohlenwasserstoff gilt als besonders leicht abbaubar und zeichnet sich durch eine besonders schonende Reinigungswirkung aus. Dafür ist er auch nicht annähernd so effizient wie Perchloräthylen, das zehnmal wirksamer ist. Wenn also Doggy durch graziles Beinanheben das Hosenbein des Armani-Entwurfes bekleckert hat oder der blütenweiße Kaschmir-Überzieher beim Makkaroniessen rote Tupfer kriegt, müssen die neun Angestellten erst mal mit Fleckenwasser ran.
Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, die neben dem ökologischen Grundgedanken von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz mit 870.000 Mark gesponsort wurde. Der europäische Fonds für regionale Entwicklung hat sich auch nicht lumpen lassen und dem umweltbewußten Vorzeigebetrieb mit mehr als eineinhalb Millionen Mark unter die Trommelschleuder gegriffen.
Möglich geworden war die Investition durch das Umweltförderprogramm der Senatsverwaltung, das insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bei Umweltschutzprojekten finanziell unterstützt, die über die Einhaltung gesetzlicher Auflagen hinausgehen. Kurt Groschoff, ein Mitarbeiter der Senatsverwaltung erklärte dazu, daß bei diesem geförderten Projekt das Kohlenwasserstoff- Lösungsmittel nicht nur halb so gesundheitsschädlich, sondern darüber hinaus auch zu 80 Prozent recyclebar sei. Mit den hier verwendeten Reinigungsmaschinen sowie einer verbrauchsreduzierten Waschmaschine werden diese Auflagen erfüllt.
Dennoch können stündlich rund 200 Kilogramm Textilien bewältigt werden. Die entstehende Abwärme wird als Heizungsenergie und zur Erwärmung des Waschwassers eingesetzt. Darüber hinaus ist geplant, 200 bis 250 Kubikmeter Regenwasser als Kühlmittel zu benutzen.
Warum man dieses jedoch in einer Gegend macht, die, abgesehen von ein paar Plattenbauten im einschlägigen DDR-Postgrotesko, so tot ist, daß die Bäume mitten im Sommer an Langeweile verwelken, weiß bloß der liebe Gott und der zweite Geschäftsführer der „Pinguin Textilpflege Servicegesellschaft“.
„Wir bieten hauptsächlich interessierten Fachbetrieben unsere Dienstleistungen an, die keine eigenen Maschinen haben. Das erspart den Wäschereien die Anschaffung der Maschinen, deren Preise sich in den letzten Jahren verdreifacht haben“, erklärte Armin Schneider. Darüber hinaus könnten die Reiniger nach Alt- Glienicke kommen und die Maschinen selbst betreiben. Wie der Geschäftsführer versicherte, sei das eine völlig neue Idee. Allerdings rechnet er auch mit Kundschaft aus der nahe gelegenen Plattenbausiedlung, die er mitversorgen will, weil es zwischen Adlershof und Schönefeld bislang keine Reinigung gäbe. Peter Lerch
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