piwik no script img

Mietverträge für Hausbesetzer

■ Vermietung in besetztem Haus in der Christinenstraße zeichnet sich ab / Leerstandsrundgang in Prenzlauer Berg

In das Leerstandskarussell im Prenzlauer Berg kommt Bewegung. Die Besetzer der während der Leerstandsdemo am 1. April kurzfristig besetzten und wieder geräumten Christinenstraße 15 verhandeln derzeit mit der Wohnungsbaugesellschaft WIP. Wie der Geschäftsführer der WIP, Stefan Grzimek, gegenüber der taz erklärte, sei eine Wiedervermietung des leerstehenden Seitenflügels möglich, da die WIP vom Amtsgericht als gesetzlicher Vertreter des bislang notverwalteten Gebäudes eingesetzt worden sei. Die Privateigentümer hätten an dem Haus offenbar kein Interesse.

Am Dienstag nach Ostern soll nun der Sanierungsträger S.T.E.R.N. eine Grobprüfung für die notwendigen Instandsetzungskosten erstellen. Die Besetzer wollen sich, das haben sie bereits erklärt, mit Eigenleistungen an den anstehenden Sanierungsarbeiten beteiligen. Die wegen des Leerstands im Prenzlauer Berg in die Kritik geratene WIP bemüht sich nun offenbar, Kooperationsbereitschaft zu zeigen. Erstmals erklärte sich WIP-Chef Grzimek bereit, mit Baustadtrat Matthias Klipp, der Betroffenenvertretung Helmholtzplatz und der Initiative „Wir bleiben alle“ aus dem Kiezladen Dunckerstraße 14 einen Leerstandsrundgang zu unternehmen. Neun Wohnungen stehen zum Beispiel in der Wichertstraße 5 leer. Die WIP verwaltet den restitutionsbefangenen Anteil des ehemaligen Volkseigentums an dem Gebäude von einem Sechstel. Fünf Sechstel waren bereits zu DDR- Zeiten in Privateigentum.

Um die Klärung der Eigentumsverhältnisse zu beschleunigen, will die WIP nun prüfen, ihren Teil zurückzugeben und die Verwaltung niederzulegen. Vorausgesetzt, das Amt für offene Vermögensfragen gibt das eine Sechstel an den Antragsteller zurück, so erklärte Baustadtrat Klipp, könnte das Bezirksamt mit einem Wiedervermietungsgebot Druck auf die Eigentümer ausüben.

Völlig heruntergekommen ist dagegen der Seitenflügel der Schliemannstraße 44. Fünf Wohnungen stehen hier leer. Die eine Hälfte des Gebäudes war schon immer privat, auf die ehedem volkseigene Hälfte haben sich fünf Antragsteller gemeldet. Die Kosten für die Instandsetzung belaufen sich auf über 3.500 Mark je Quadratmeter. Prognose des Baustadtrats: „Das steht noch weitere fünf Jahre leer.“

Die noch immer ungeklärten Eigentumsverhältnisse sind jedoch nicht immer die Ursache für Leerstand. Vor allem auch private Eigentümer lassen Wohnungen leer stehen, heißt es bei der Betroffenenvertretung. Außerdem werden, so Baustadtrat Matthias Klipp, viele Wohnungen nicht vermietet, bei denen bereits vor Jahren mit der Leerstandsbeseitigung begonnen wurde. Die Arbeiten wurden jedoch vielerorts eingestellt, nachdem sich die Ex-Privateigentümer gemeldet hatten. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen