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■ Das PortraitDer Spieler

Kirk Kerkorian Foto: Reuter

Der Mann ist ein Spieler. Kirk Kerkorian, inzwischen 77 Jahre alt, hat letzte Woche angekündigt, daß er den drittgrößten US-Autokonzern Chrysler übernehmen möchte. Zwei bis drei Milliarden Mark will er dafür selbst einsetzen. Für drei Milliarden sucht er noch einen Partner. Mindestens 12 Milliarden Mark sollen über Kredite finanziert werden. Das Interesse von Co-Investoren sei groß, ließ er den Sprecher seiner Tracinda Corporation verkünden. Prompt stieg der Kurs der Chrysler-Aktien von 40 auf 48 und zeitweise sogar 52 Dollar. Selbst wenn gar nichts passiert, hat Kerkorian mit dem Coup schon gut verdient: Er hält bereits 10 Prozent bei Chrysler.

Kirk Kerkorians Geschichte ist die eines Tellerwäschers, der zum Milliardär wird. Heute zählt zu den 25 reichsten Menschen der Vereinigten Staaten. Geboren wurde er als Sohn armer armenischer Einwanderer. Zwar stand er, soweit bekannt, nie professionaell am Spülbecken. Dafür flog er aber zu Beginn seines Berufslebens Möchte-Gern-Millionäre nach Las Vegas. Seine Leidenschaft, in die Luft zu gehen, brachte ihm den Grundstock für sein Vermögen: Als er 1968 die Trans-International Airlines verkaufte, hatte er über 100 Millionen Dollar auf seinem Konto. Das Spiel ging weiter. Er kaufte 40 Prozent des Hollywood-Studios Metro-Goldwyn-Mayer und später die Studiogesellschaft United Artists. Bei MGM/UA wurde so mancher Kassenschlager gedreht, unter anderem Dustin Hoffmanns „Rain Man“. Durch Teilver- und Rückkäufe machte er letztendlich einen Gewinn von einer Milliarde Dollar. Doch aufs Altenteil zurückziehen wollte sich Kerkorian damit nicht. Es zog ihn wieder nach Las Vegas, wo er das größte Hotel und Kasino der Welt bauen ließ. Mehr als 5.000 Zimmer gibt es in dem Riesenkasten. Nebenan baute er einen Vergnügungspark und eine Mehrzweckhalle für 15.000 Zuschauer auf die Wiese. Die Chrysler- Übernahme plante Kerkorian zusammen mit Lee Iacocca. Der hatte vor ein paar Jahren den Chefsessel in dem Autokonzern geräumt und war damals nicht sehr glücklich über seinen Abgang — Chrysler steckte in der Krise. Genau wie Kerkorian hatte auch Iacocca als Sohn süditalienischer Einwanderer einst mit nichts angefangen und ein Vermögen aufgebaut. In Detroit zittern die Chrysler- Chefs vor den beiden alten, reichen Männern und überlegen, den Notgroschen des Betriebs von 7,6 Milliarden Dollar in den Aufkauf eigener Aktien zu stecken. aje

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