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Nicht ohne die Linke

Wegen Protagonisten-Unpäßlichkeit bleibt großes Final-Spektakel zwischen Leverkusen und Alba aus  ■ Aus Berlin Peter Unfried

Für einmal hat man den großen Mann nicht lachen sehen. „Was soll ich sagen“, fragt sich Teoman Alibegovic (28), „da hat man soviel Zeit investiert für diese Mannschaft, und dann kommen die Finals, und ich sitze auf der Bank.“ Mit Gips am rechten Arm und zwei Schrauben drin hat der Slowene am Ostermontag sehen müssen, wie Alba Berlin bereits das zweite Final-Play-off, diesmal auch noch in eigener Sömmeringhalle, 73:84 gegen den amtierenden Meister Bayer Leverkusen verloren hat. „Mit Sascha Obradovic und mir“, sagt Alibegovic, „glaube ich, daß wir sehr viel bessere Chancen hätten.“ Das sagt jeder, auch die Leverkusener. Der Gegner, ausgerechnet wenn es zählt seiner beiden mit Abstand besten Kräfte verlustig – „daß das“, sagt Bayer- Coach Dirk Bauermann, „für uns glücklich ist, ist keine Frage.“

Daß es nicht nur für Alba eine Crux ist, ist ebenfalls keine. Es hätte so schön sein können: Die Trendsportart Basketball, die nach dem Gewinn des europäischen Korac-Cups durch Alba bereits einen weiteren, recht beeindruckenden boost erhalten hat, katapultiert sich in einer mitreißenden Fünfer- Finalserie zwischen den beiden erwähnenswerten Teams des Landes vollends in die Herzen der Sponsoren und die Sehgewohnheiten des Fernsehvolkes. Das Zauberwort: Spektakel! Aber was ist, ach! die Realität? Mittelmaß, Schweiß und allenfalls beeindruckende Fehlerquoten. „Ich darf nicht unzufrieden sein“, hat Alba-Trainer Svetislav Pesic gesagt, „teilweise haben wir sehr qualitativ gespielt.“ Und nicht hinzugefügt: Im Rahmen unserer derzeitigen Möglichkeiten. Das ist schön, ehrt ihn und auch den Klub, nicht verbal auf dem Mißgeschick herumzureiten, sondern das zu analysieren, was Realität ist. Die nämlich sieht ein wie stets professionell verteidigendes Team, bei dem aber Henrik Rödl im Aufbau zu einsam ist und das sich darum nicht in der Lage sieht, in optimale Wurfpositionen zu kommen oder häufiger aus den weniger optimalen zu treffen.

Mit elf Punkten Rückstand aus der Halbzeit gekommen, ging Alba, von der ausverkauften Halle stimuliert, sogar in Führung, doch nur, weil Pesic die besten fünf nahezu zehn Minuten durchspielen ließ, was zwanzig Minuten nicht durchzuhalten war. Am Ende, sagte der Serbe, „fehlte die Kraft, um eine bessere Kontrolle in der Offense zu haben“, wurde hektisch geworfen, unkonzentriert gepaßt, kurz: „haben wir unsere Ruhe verloren“. Leverkusen nicht, die wußten, sagte Dirk Bauermann, daß alles „eine Frage der Energie“ war, hatten schlicht abgewartet, bis die Reserven der Berliner aufgebraucht waren und sodann „das Spiel mit der Routine, die wir jetzt haben, nach Hause geschaukelt“ (Bauermann).

Aber: Leverkusen spielt, und das stört den Trainer, nicht sein bestes Basketball in diesen Finals: nicht einmal annähernd. Das Team, Meister der letzten fünf Jahre, wirkt im letzten Jahr vor Einführung der Europaliga im kommenden Sommer nur mehr routiniert. In beiden Partien, ist Bauermann negativ aufgefallen, habe Alba „härter und intensiver gearbeitet als wir“, hatte man echte Probleme, wenn die anderen Zonenpressing spielten, und ließ man sich wehrlos in die Reaktion drängen, sobald Alba ein bisserl so etwas wie einen Lauf hatte.

Am Samstag trifft man in Leverkusen erneut aufeinander und, wie es aussieht, bereits zum letzten Mal. Oder doch noch nicht? „Ich kenne Pesic“, warnt Bauermann, „der gibt nie auf.“ Schöner Mythos, selbiges versucht Pesic den Seinen zu suggerieren, auch wenn er weiß, daß das Herausgekitzelte derzeit kaum zu optimieren ist. „Was wir noch bringen sollten, ist schwer zu sagen“, sagt er. Kurze Pause: „Auf jeden Fall eine bessere Kontrolle in der Offense.“ Doch wie die kriegen?

Tatsächlich hat sich Pesic in Berlin mit den drei Worten „bis übernächsten Freitag“ verabschiedet und ist jener der Tag des vierten Play-offs. Ist da noch etwas im Busch? Wird Obradovics Adduktorenzerrung verheilen und alles gut? Oder wird gar Teoman Alibegovic zurückkehren, wie in diesen Tagen sehnsüchtig der Berliner Boulevard munkelt. „Im Moment“, sagt Teoman Alibegovic, „möchte ich wirklich spielen, aber wenn der Knochen wieder bricht, kann das gefährlich für meine Karriere sein.“ Sehr wahr, dennoch probiert der Gegipste im Training alles mögliche, doch „auch Alibegovic“, sagt er mit einem klitzekleinen Grinsen, „kann nicht nur mit der rechten Hand spielen.“

Berlin: Rödl (20), Baeck (15), Okulaja (10), Öztürk (9), Behnke (9), Freyer (6), Machowski (4)

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