: Unterm Strich
Schraube locker: In einem Ort namens Künzelsau in Baden-Württemberg gibt es einen Schraubenfabrikanten namens Würth, und der hat ein Schraubenmuseum errichtet. Dort werden „50 besondere Schrauben aus 23 weltberühmten Sammlungen – so aus der St. Petersburger Eremitage und dem New Yorker Metropolitan Museum“ noch bis zum 16. Juli gezeigt. Titel der Ausstellung: „Die Schraube zwischen Macht und Pracht“.
Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Patrone: Mit einer Kunstaktion unter dem Motto „Sinn statt Wahnsinn“ wollen die Künstler Birgit Happ (Düsseldorf) und Helmut Martin-Myren (Meerbusch) in allen Landeshauptstädten sowie in Bonn und Berlin an das Ende des „Hitler-Krieges“ („Ich bin's nicht, Adolf Hitler ist es gewesen“ – oder was?) vor 50 Jahren erinnern. Die Aktion beginnt am 6. Mai auf dem Berliner Alexanderplatz. Dabei soll eine über fünf Meter hohe Patrone „symbolisch entschärft“ werden. Symbolisch entschärft, das ist gut bzw. saugut, geradezu künzelsaugut, das schwebt irgendwie über allem, das hängt und droht und prangt und geleitet somnambul sinnschwanger durch den Tag: echt Wahnsinn!
Zum ersten Mal seit Verhängung des Todesurteils ist Salman Rushdie am Mittwoch abend vor einer breiten Öffentlichkeit aufgetreten. Rushdie war überraschend im Rahmen des „Festes der Freiheit“ in Wien zur Feier des 50. Jahrestages der Erklärung zur Wiedererrichtung Österreichs vor – nach Polizeiangaben – etwa 50 000 Menschen auf der Bühne erschienen. In einer kurzen Ansprache hielt der sich in der Öffentlichkeit sonst nur im kleinsten Kreis zeigende Schriftsteller ein Plädoyer für die Freiheit. Freiheit könne nur bedeuten, jede Stimme zu Wort kommen zu lassen. Doch dürfe es nie wieder vorkommen, daß die Freiheit freiwillig aufgegeben werde, sagte Rushdie in Anspielung auf die demokratisch erfolgte Machtübernahme Adolf Hitlers 1933. Rushdie, der seit Veröffentlichung seiner „Satanischen Verse“ im Untergrund lebt, hatte sich auf Einladung von Kunstminister Rudolf Scholten in Wien aufgehalten.
Der Schriftsteller Reinhard Lettau ist Mitglied des ostdeutschen PEN-Zentrums geworden, wie am Mittwoch in Berlin mitgeteilt wurde. Der 65jährige war nach jahrelangem USA-Aufenthalt in die Bundesrepublik zurückgekehrt. Sein Schritt sei zu verstehen als „Veto gegen den im West-PEN sich verbreitenden Unwillen, die Frage der Neubildung eines gesamtdeutschen PEN-Zentrums auch nur zu diskutieren“, teilte der Ost-PEN mit. Im westdeutschen PEN war der Streit um einen vom Ost-PEN erwogenen Zusammenschluß der noch immer getrennten Verbände zuletzt eskaliert. Widerspruch kam insbesondere von Autoren, die die DDR aus politischen Gründen verlassen mußten. Lettau war seit 1971 Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik.
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