: Unterm Strich
Eine „Hochhuth-Posse“ sieht Heiner Müller in der geplanten bzw. sogar in erster Instanz geglückten Aneignung des Berliner Ensembles durch den Dramatiker Rolf Hochhuth (siehe taz-Tagesthema vom 3.5.), zugleich aber auch eine „wunderbare Intrige“, einen „Rosenkrieg“, einen „Versuch der feindlichen Übernahme“, einen „Kriminalroman mit Schwankelementen – Charley's Tante: Rolf Hochhuth als Birgit Breuel, als Treuhand“. So blumig hat er es dem Reporter der Zeit ins Mikrophon diktiert. Hochhuth selbst hat sich indessen in die Position des Unschuldslamms begeben: „Nie zuvor war irgendein Geschrei, das um eine mich betreffende Zeitungsmeldung entstanden ist, mir so völlig unverständlich ...“ Heiner Müller sei „staatsfixiert“, wenn er meint, eine private Stiftung (die den Namen von Hochhuths Mutter tragende Ilse-Holzappel-Stiftung, der das BE jetzt offiziell gehört) könne oder wolle mit Treuhandmethoden arbeiten. Hochhuths Kommentar zur Frage, ob Müller auch unter seiner Ägide Intendant bleiben werde: „Gewiß bleibt er der!“
Der Theaterpreis Berlin für „herausragende Verdienste um das deutschsprachige Theater“ geht in diesem Jahr gemeinsam an Claus Peymann und Hermann Beil. Beide hätten „mit ihren schönsten Aufführungen – Kleist oder Goethe, Bernhard oder Handke spielend – Theater und Publikum mit Geist, Hellsicht und Grazie beflügelt“, heißt es in der Be-
gründung der Jury der Stiftung Preußische Seehandlung. Des weiteren sei ihre mehr als 20 Jahre währende produktive Zusammenarbeit auch ein Beispiel dafür, daß „die besondere Kunst des Theaters auf der Gemeinsamkeit von Menschen beruht: im Entwurf, im Spiel, in der Wirkung untereinander und auf das Publikum.“ Yeah, yeah, yeah!
Alles Theater heute: An die Idee der Seidenstraße als Symbol für kulturellen und wirtschaftlichen Austausch zwischen Ost und West möchte das Mülheimer Theater, künstlerisch geleitet von Roberto Ciulli, mit seinem jüngsten Projekt anknüpfen. Ab August 1996 soll eine mehrsprachige Aufführung von Goethes „Faust“ in 12 Staaten und 22 Städten zwischen Istanbul und Peking stattfinden. Das Ganze soll sehr offen gestaltet und offen gehalten werden. Auch hat man vor, in vielen Städten länger zu verweilen, um an Ort und Stelle den Austausch mit dort wohnhaften Künstlern und der Bevölkerung zu suchen.
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