piwik no script img

Krajina-Serben kapitulieren vor Kroaten

■ Sturmangriff auf Pakrac / Kroaten dringen in UN-Pufferzone ein

Pakrac (AP) – Nach einem heftigen Gefecht hat sich zumindest ein Teil der in der westslawonischen Frontstadt Pakrac eingekesselten Krajina-Serben den kroatischen Eroberern ergeben. Über eine Kapitulation aller eingeschlossenen Krajina- Serben wurden gestern abend Verhandlungen aufgenommen. Einer der beiden serbischen Unterhändler war Veljko Dzakula, der Gründer der nationalistischen Serbenpartei in der Region. Im Kessel von Pakrac befanden sich 6.000 Zivilisten und 850 Soldaten.

Dzakula, bisher stellvertretender Bürgermeister des serbischen Teils von Pakrac, wurde in Handschellen zum kroatischen Feldkommando gebracht. Der andere Unterhändler, Brigadekommandeur Stevan Harambasa, war nicht gefesselt. Ob die Unterschriften der beiden mit der Kapitulation aller Eingeschlossenen gleichbedeutend ist, war noch offen.

Die zweistündigen Kämpfe endeten gestern gegen 16.00 Uhr nach einem Sturmangriff kroatischer Truppen auf die serbischen Viertel. Die Kämpfe um den Stadtteil und die Anhöhe Psunj östlich der Stadt hatten die am Mittwoch abend von der UNO vermittelte Waffenruhe erheblich gefährdet. Die Gefechte mit schweren Mörsern, Raketenwerfern und Panzern hatten nach dem Scheitern von Verhandlungen über freies Geleit für die Eingeschlossenen begonnen. Die eingeschlossenen serbischen Soldaten hatten sich geweigert, ihre schweren Waffen abzugeben. Die Kroaten lehnten die Präsenz der UNO bei der Evakuierung der Eingeschlossenen nach Nordbosnien ab.

Der Kessel von Pakrac war entstanden, weil kroatische Truppen bei ihrer Blitzoffensive am Montag und Dienstag die Gegend umgangen und abgeschnitten hatten. Die Mehrheit der geschlagenen serbischen Soldaten und rund 5.000 Zivilisten konnten sich rechtzeitig über den Grenzfluß Save nach Nordbosnien absetzen. Die Serbenführer aus Bosnien und Kroatien, Radovan Karadžić und Milan Martic, forderten den UN-Sicherheitsrat nach einem Treffen in Knin auf, Westslawonien zu „befreien“, sonst werde es „mit allen Mitteln“ zurückerobert. In einer Erklärung des gemeinsamen Verteidigungsrates wurde auch eine Vereinigung der Serben in Bosnien und Kroatien gefordert, die jeweils international nicht anerkannte Staaten gebildet haben.

Kroatische Truppen drangen unterdessen im dalmatinischen Hinterland mit mehr als 1.000 Mann und mindestens sieben Panzern in eine Pufferzone 40 Kilometer von Knin ein, der Hauptstadt der Krajina-Serben. Die Pufferzonen sollen von der UNO kontrolliert werden. Das Vordringen der Kroaten auf der Linie Gospic-Otocac soll offenbar eine Annäherung an die Hauptstadt der Krajina-Serben, Knin, ermöglichen, um diese bei neuen serbischen Raketenangriffen auf Zagreb unter Feuer nehmen zu können. Seite 8

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen