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Wallraff gegen Orientalistin

■ Vergabe des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an Annemarie Schimmel kritisiert

Berlin (taz) – Das deutsche Rushdie- Verteidigungs-Komitee kritisiert die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die Orientalistin Annemarie Schimmel. Die 73jährige hatte am Donnerstag in den „Tagesthemen“ Verständnis für die Verfolgung des Schriftstellers Salman Rushdie geäußert. Der Inhalt seines Buches „Die Satanischen Verse“ sei „eine sehr üble Art, die Gefühle von einer großen Menge von Gläubigen zu verletzen“, hatte Schimmel unter anderem gesagt. In einem offenen Brief des Komitees an den Börsenverein heißt es wörtlich: „Sollten die Prinzipien, derentwegen der Friedenspreis als ein ,Zeichen für die Begegnung, nicht für die Konfrontation der Kulturen, für Achtung der Formen des Andersseins, für Duldung, Poesie und Denkkultur‘ an Annemarie Schimmel verliehen wird, nicht ebenso auf Salman Rushdie und Taslima Nasrin angewendet werden? Sind der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Frau Schimmel sich bewußt, daß die fanatische islamische Orthodoxie diese Formen des kulturellen Andersseins nicht respektiert? (...) Billigt Annemarie Schimmel die Fatwa, die Salman Rushdie und viele mit ihm in Verbindung stehende Personen bedroht? Billigt sie die Morde an muslimischen Schriftstellern und Intellektuellen in Algerien, Ägypten, dem Iran und anderen muslimischen Ländern, die von Täterseite als Strafe für Blasphemie, Apostasie oder Häresie gerechtfertigt werden? (...)“

Der Schriftsteller Günter Wallraff, der den Aufruf mitunterzeichnet hat, geht noch weiter. Gegenüber der taz erklärte er, der Börsenverein solle „seine Entscheidung revidieren“. Durch die Verleihung des Preises an Schimmel werde „der Preis entwertet“. Nach Wallraffs Informationen hat Annemarie Schimmel „1989 noch voll hinter der Fatwa gestanden“. Porträt Seite 11

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