Ordnung ist 1. Bürgerpflicht

■ ABM-Kräfte wachen jetzt über das ordnungsgemäße Benehmen im Bürgerpark

Vorbei die Zeiten des hemmungslosen Herumlümmelns auf den Wiesen im Bürgerpark. RadlerInnen können nicht länger über die sandigen Fußwege rasen, Hunde nicht länger durch die Büsche stromern. Verboten waren diese Tätigkeiten schon immer, kaum eine ParkbesucherIn hat sich jedoch an die Regeln des Bürgerparks gehalten. Seit Freitag wachen vier Tage in der Woche Torsten Greiling und Waldemar Czerwonka über das ordnungsgemäße Betragen der BürgerInnen im Park. Anschließend sind zwei andere Kollegen vier Tage von morgens bis abends im Bürgerpark und dem angrenzenden Stadtwald unterwegs.

Mit einem Dienstfahrrad samt Schild der Parkverwaltung und einem Ausweis durchstreifen die beiden Männer den Park, die Naturwiesen immer scharf beobachtend. Im hohen Gras liegen viele Menschen besonders gern. „Die trampeln das Gras runter, so daß wir es dann nicht mehr mähen können“, sagt Parkdirektor Werner Damke. Er braucht das biologisch-dynamische Heu für die Pferde des Parks und den Kleintierzoo. Außerdem würden Insekten und Vögel durch TramplerInnen gestört.

Erspechten die Ordnungshüter Leute auf den Naturwiesen, nähern sie sich. Zu Fuß natürlich, denn Fahrradfahren darf man nur auf den Radwegen. „Wir begrüßen die Leute, stellen uns vor und sagen dann höflich, daß sie bitte auf eine Liegewiese gehen sollen“, sagt Torsten Greiling. Meistens ziehen die Leute um, nur wenige würden meckern. Bis zu 100 mal am Tag müssen die beiden ihren Spruch aufsagen. „Wir haben Erfolge von 90 Prozent“, meint Damke, der früher allein vertreiben und aufklären mußte. Am meisten ärgern ihn zur Zeit rasende RadfahrerInnen, wie auf der Autobahn gehe es zu.

Doch gegen RaserInnen sind selbst die neuen Ordnungshüter machtlos. Sind sie doch schon über 50 Jahre alt und auf den Diensträdern nicht die Schnellsten. Drei Jahre war Torsten Greiling arbeitslos. Der gelernte Jockey konnte seinen Beruf schon lange nicht mehr ausüben. Nach mehreren Unfällen hat er keine Kreuzbänder und Miniski mehr. Der Arzt habe ihm gesagt, daß er viel radfahren solle. „Für mich ist das schönste, was es gibt, mit dem Fahrrad durch die Natur zu fahren“, sagt er strahlend und ist froh über den neuen Job.

Er und Czerwonka verdanken die Aufgabe an der frischen Luft Karl Pabst, Sachbearbeiter für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen beim Bremer Arbeitsamt. Immer auf der Suche nach neuen Trägervereinen, in denen er Arbeitslose für sechs Monate unterbringen kann, war Pabst auf den Bürgerpark-Verein gestoßen. Nach anfänglichem Zögern stimmte Parkdirektor Damke dem Versuch zu.

Parkwächter habe es zwar bislang noch nicht gegeben, aber das Arbeitsförderungsgesetz erlaube auch derartige Tätigkeiten. Laut Gesetz müssen die AB-Maßnahmen „im öffentlichen Interesse liegen“. „Strukturverbessernde Maßnahmen“ werden durch den ordnenden Einsatz nicht erwartet. Aber das Gesetz sieht auch Arbeiten für die „Verbesserungen der sozialen Infrastruktur und der Umwelt“ vor. 75.000 Mark gibt das Arbeitsamt für die vier Langzeitarbeitslosen aus. Das sind 80 Prozent der Kosten, den Rest übernimmt das Arbeitsressort.

„Für die Bremer Bürger wird sich das Klima im Park auf jeden Fall verbessern“, glaubt Arbeitsamtberater Pabst. Er habe ja keine Schwarzen Sheriffs geschickt, sondern Bürger. Das ist auch Parkdirektor Damke wichtig. „Wir wollen überzeugen, auf gar keinen Fall handgreiflich werden“, sagt er. Wenn es zu brenzligen Situationen kommt, sollen Greiling und Czerwonka die Polizei rufen. Denn eine Handhabe haben sie weder gegen RandalierInnen, noch ordnungsmißachtende SpaziergängerInnen: Sie dürfen keine Bußgeldbescheide ausstellen oder Verwarnungen aussprechen. ufo