: Zufriedene Besetzer
■ Unbefristete Mietverträge in der Dunckerstraße 74 im Prenzlauer Berg / Noch keine Lösung in der Christinenstraße
Allenthalben zufriedene Gesichter gab es gestern beim Runden Tisch in der Dunckerstraße 74. Kurz nachdem die zwölf leeren Wohnungen am 3. April besetzt worden waren, hatte die Optima, eine Tochter der Wohnungsbaugesellschaft Prenzlauer Berg (WIP), die Verwaltung niedergelegt. Das Gebäude wurde verkauft. Vorgestern nun erklärten sich die neuen Eigentümer bereit, mit den BesetzerInnen unbefristete Mietverträge abzuschließen. Man sei von vornherein an einer „konstruktiven Lösung“ interessiert gewesen, erklärten die Münchner Eigentümer.
Bis Ende des Monats soll nun der Sanierungsträger STERN prüfen, welche der leeren Wohnungen sofort vermietbar seien und welche mit einem Eigenanteil der neuen Mieter wiederhergerichtet werden müßten. Die Verträge sollen am 30. Juni unterschrieben werden. Die Firma Thalis hat beim Bezirksamt einen Antrag auf Aufnahme des Gebäudes ins Programm soziale Stadterneuerung gestellt. Wie der Baustadtrat von Prenzlauer Berg, Matthias Klipp, bei der Sitzung des Runden Tisches erklärte, räume er dem Förderantrag für das Gebäude allererste Priorität ein. Die Besetzer luden ihrerseits die neuen Eigentümer gestern morgen zum Weißwurschtfrühstück und zum Straßenfest in der Dunckerstraße am heutigen Samstag ein.
Die Dunckerstraße 74 war eines jener Häuser, bei denen die Wohnungsbaugesellschaft unter Hinweis auf die privaten Eigentümer jegliche Wiedervermietung blockiert hatte. Erst die Aktivitäten der Betroffenenvertretung am Helmholtzplatz und des Kieztreffs in der Dunckerstraße 14 hatten auf den unhaltbaren Zustand aufmerksam gemacht und ans Licht gebracht, daß sich die Optima mit falschen Angaben eine Leerstandsgenehmigung durch den Bezirk erschlichen hatte.
Noch nicht am Ende ihrer Wünsche sind dagegen die BesetzerInnen der Christinenstraße 15 im Prenzlauer Berg. Das Gebäude war während der Leerstandsdemonstration am 1. April kurzfristig besetzt und von der Polizei wieder geräumt worden. Zwar hat die WIP inzwischen ihre Bereitschaft zur Wiedervermietung und zur Verhandlung mit den BesetzerInnen erklärt, bislang freilich ohne Ergebnis. Die Ursache: Im Grundbuch des Gebäudes ist eine Grundschuld von 80.000 Mark eingetragen, für die die WIP nicht aufkommen möchte. Aber auch die Finanzverwaltung, deren Mitarbeiter Holzinger ansonsten gerne erklärt, daß für Sanierungsarbeiten Geld zur Verfügung stünde, stellt sich bislang quer. Für die Besetzer ein Unding, schließlich habe die WIP für mehrere tausend Mark die Fenster des leerstehenden Seitenflügels vergittern lassen. Aus Protest werden die Besetzer von nun an vor dem Gebäude campieren, um die Öffentlichkeit auf den Leerstand aufmerksam zu machen.
Gänzlich ohne Öffentlichkeit rotten noch immer die leeren Wohnungen in der Buchholzer Straße 3 vor sich hin. Die WIP hatte dort die Leerstandsbeseitigung gestoppt, weil ein Alteigentümer seinen Anspruch anmeldete. Nun hat der Senat darüber zu entscheiden, ob ein Antrag auf Investitionsvorrang des potentiellen Eigentümers mehr wiegt als die Leerstandsbeseitigung. „Auf keinen Fall darf es passieren“, sagt Baustadtrat Matthias Klipp, „daß der Eigentümer ein leeres Gebäude zurückerstattet bekommt.“ Uwe Rada
Siehe auch Kommentar Seite 33
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen