piwik no script img

Der geschnappte Baulöwe wird sein neues Domizil in Miami so bald nicht verlassen

Miami/Frankfurt (dpa/AP) – Immobilienhai Jürgen Schneider wurde inzwischen ins Bundesgefängnis von Miami gefahren, wo er das Freizeithemd mit dunkelblauer Häftlingskleidung vertauschte, und wartet dort auf die Ankunft seines Genfer Anwalts François Canonica. Bei einem Haftprüfungstermin am Freitag hatte das Bundesgericht in Miami eine Freilassung auf Kaution abgelehnt.

Heute will die Frankfurter Staatsanwaltschaft entscheiden, ob der Haftbefehl sogar noch erweitert wird, erklärte deren Sprecher, Job Tillmann. Bisher werden Schneider vor allem betrügerischer Bankrott sowie Kreditbetrug mit drei Schneider- Bauten vorgeworfen.

Der Baulöwe hatte einen Schuldenberg von sechs Milliarden Mark hinterlassen. Zusätzlich sollen jetzt auch noch Betrügereien um zwei Immobilien in Leipzig in den Haftbefehl aufgenommen werden. Die Höchststrafe, die Herrn Schneider erwartet, beträgt zehn Jahre.

So schnell werden die Frankfurter des Pleitiers jedoch nicht habhaft. Bis zur Auslieferung aus den USA werden nach Einschätzung des US-Bundesstaatsanwalts Steve Tyrell vermutlich noch mehrere Monate vergehen. Es sei denn, das Ehepaar Schneider verzichte auf die Prüfung der von deutschen Behörden beantragten Auslieferung. Dann könnte es innerhalb eines Monats gehen. Doch danach sah es am Freitag nicht aus. Vor dem Richter sagt Schneider: „Ich verstehe die Vorwürfe, aber ich lehne es ab, sie anzuerkennen.“ Am Mittwoch wird das Bundesgericht Miami wahrscheinlich einen Termin über das Auslieferungsbegehren festsetzen. Die Frankfurter Staatsanwälte haben nun 60 Tage, um die Unterlagen für die Auslieferung dem US-Gericht vorzulegen. Zeitungsberichten zufolge rechnen die Ankläger nicht damit, daß der Prozeß vor 1997 beginnen kann.

Siehe Kultur, Seite 17 Foto: AP

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen