: PEN kritisiert Schimmel
■ Suspendiert Iran Mordplan gegen Rushdie?
Mainz/London (dpa/taz) – Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels gerät wegen seiner Entscheidung, seinen Friedenspreis an die Orientalistin Annemarie Schimmel zu vergeben, zunehmend unter Druck. Das westdeutsche PEN-Zentrum forderte den Börsenverein am Samstag auf, die Entscheidung zu überprüfen. Von Schimmel, die den mit dem Tod bedrohten Schriftsteller Salman Rushdie mehrfach wegen dessen Buch „Satanische Verse“ attackiert hat, verlangte der PEN eine eindeutige Erklärung, daß sie die Meinungsfreiheit über religiöse Bindungen stellt.
In einem Spiegel-Streitgespräch mit ihrem Kollegen Gernot Rotter schloß Schimmel einen Verzicht auf den Preis nicht aus. „Darauf möchte ich jetzt keine Antwort geben“, sagte sie auf eine entsprechende Frage. Zugleich wiederholte sie Vorwürfe, Rushdies Buch habe Muslime „sehr schockiert“. Schimmel erklärte, sie habe den Mordaufruf immer als „gräßlich“ empfunden. Im Iran habe sie sich dazu aber nicht geäußert, denn: „Ich bin ein absolut unpolitischer Mensch.“
Unterdessen hat sich die iranische Führung nach Informationen der britischen Zeitung Sunday Telegraph ein Stück weit von dem Mordaufruf distanziert. Das Blatt zitiert einen hohen iranischen Regierungsbeamten mit den Worten: „Die iranische Regierung wird niemanden schicken, um Rushdie zu ermorden.“ Die Fatwa könne aber nicht widerrufen werden. Seiten 2 und 15
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen