: Wir in Deutschland müssen vor unserer Tür kehren
■ betr.: „Die tierische Ebene“ (Die Hamburger Ausstellung „Ver nichtungskrieg – Verbrechen der Wehrmacht 1941–1944“ ist seit zwei Wochen in der Humboldt- Universität zu sehen), taz vom 24. 5. 95
„Der Mensch kann sich nicht vorstellen, was er herstellen kann“, schrieb der Schriftsteller Günther Anders. Deshalb finde ich die Wehrmachtsausstellung sehr wichtig. Diese und ähnliche Ausstellungen müssen zeigen, was vor über einem halben Jahrhundert im Namen Deutschlands Schreckliches geschehen ist. Es kommt darauf an, der Wahrheit möglichst nahe zu kommen. Aus diesem Grundsatz heraus drängt es mich, dem Absatz meiner Aussage im obengenannten Artikel von mir in dem Interview zwar Gesagtes, aber nicht Geschriebenes nachzureichen.
Das von mir mit beiden Händen verdeckte Umfeld eines Gesichts läßt ein Menschenantlitz erkennen, das leider überall auf der Welt zu finden ist. Aber wir in Deutschland müssen vor unserer Tür kehren. Es gibt erfreuliche Anzeichen, daß es Nachahmer gibt.
Die Wahrheit ist oft sehr unbequem und erzeugt nicht selten Schmerzen. Nur – der Schmerz wird nachlassen, und an seine Stelle treten Befreiung und Freude darüber, es durchgestanden zu haben.
Das wünsche ich mir für die Zukunft unserer pluralistischen Demokratie. Zum Schluß noch eine für Ihre Zeitung vielleicht unangenehme Wahrheit: Diese Zeilen schrieb ein ehemaliger Staatsbürger in Uniform, der vom damaligen West-Berlin aus freiwillig bei der Bundeswehr diente. Günter Gatzke
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen