Sanssouci
: Vorschlag

■ Schnäppchen: Auktion von Designermode im Logenhaus

Haben Sie schon einmal ein Kleidungsstück ersteigert? Das hebt den Adrenalinspiegel wie Pokern oder was Sie sonst so gerne Aufputschendes machen. Was gibt es? Designerware zwischen 10 und 1.000 Mark. Auch Accessoires wie die Kette aus Stoff-Rosenblumen, schrill wie aus dem gleichnamigen Kaufhaus, Satinhandschuhe, mit Perlen verziert, Strohhüte, Seidentücher und eine schwarze Federboa. Handtaschen, mit Haltegriff im Geiste Grace Kellys oder mit praktischem Umhängegurt. Jede Menge Blusen, Blazer und Westen, klassisch-edel oder verrückt wie das kurze, knallrote Sari-Oberteil aus reiner Seide (Mindestgebot 15 Mark). Leuchtendrot ist auch ein schlichtes, unten schwingend ausfallendes Kleid von Donna Karan (Neupreis: 1.900 Mark), das ab 110 Mark ersteigert werden kann.

Das rot-schwarz-goldene Unterwäscheset von Moschino ist dagegen Geschmackssache. Auf jeden Fall auffällig. Dezenter ist der Stretchbody im appetitlichen blau-weißen Vichykaro, das an die Bardot und den Frühling erinnert. Die durchbrochene rosa Häkelunterhose von Vivian Westwood kommt in die Skurrilitätenecke, sagt die Auktionatorin, Frau Laute.

Die Auswahl an Herrengarderobe ist übersichtlich. Da gibt es beispielsweise einen Anzug von Versace (Gr. 46), dezent pepita- gemustert, für 150 Mark. Das blaue Hemd mit den Cowboys beim Rodeo ist smart, aber mit 90 Mark immer noch in der oberen Hemdenpreiskategorie (Neupreis: stattliche 359 Mark). Auf der Vorbesichtigung umherstreifende Männer tragen daher meist Damenmode über dem Arm, blicken gefaßt und warten, bis ihre Partnerinnen mit der Anprobe fertig sind.

In der Tat sollte man die Teile nach Möglichkeit vorher anprobieren und besichtigen (heute noch bis 13 Uhr), denn auf der Auktion geht es buchstäblich Schlag auf Schlag. Auf Wunsch bekommt der Auktionsbesuch eine Nummer zum Bieten ausgehändigt. Die meisten Sachen werden von Models auf dem Laufsteg vorgeführt. Jedes Teil wird von der Auktionatorin kurz aufgerufen. Dann geht's zur Sache. Der mitbietende Besucher hält seine Nummer hoch. Los geht es mit dem Katalogpreis, dem sogenannten Mindestgebot. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag. Aber aufgepaßt: Der Zuschlagspreis ist nicht der Endpreis. Aufgeld und Umsatzsteuer werden noch draufgeschlagen. Für den khakifarbenen Seidenanzug, den man zum Mindestgebot von 100 Mark ersteigern kann, muß er am Ende knappe 120 Mark (119,55) hinlegen. Preisbewußte BieterInnen überlegen sich daher vorher, für was sie sich interessieren und bis zu welcher Summe sie mitgehen wollen. So verhindert man, vom unkontrollierten Jagdfieber mitgerissen zu werden.

Die teilweise großen Preisunterschiede zum Neupreis erklären sich damit, daß die Teile aus der Vorsaison oder einer Zwischenkollektion stammen. Oder daß sie auf Modenschauen schon einmal getragen wurden. Keine Angst – die Auktion ist nicht nur etwas für dicke Geldbörsen. Und Unterhaltungswert hat sie allemal – auch wenn man nur zusieht. Eva Schäfers

Mo., 29.5. und Di., 30.5. ab 18 Uhr im Logenhaus, Wilmersdorf, Emser Straße 12/13. Vorbesichtigung nur heute, 10 bis 13 Uhr.