■ Linsen Soufflé: Spekulanten auf dünnem Eis
Die US-Filmzeitschrift Premiere schaut jedes Jahr tief in die Glaskugel und veröffentlicht dann ihre Vorhersagen für die Kassenerfolge der kommenden Saison. Diese Wahrsagerei ist in Amerika sehr beliebt, alle (selbst CNN widmete dem Premiere-Orakel eine Sendung) beteiligen sich an der Diskussion. Im Herbst bringt das Magazin dann eine kommentierende Korrektur, und das „Hab' ich doch gleich gesagt!“- Geschrei ist landauf, landab zu hören. Die größten Kassenerfolge des letzten Jahres z.B. waren: „König der Löwen“, „Forrest Gump“ und „True Lies“. Zur neuen Liste: Auf Platz 1 setzten sie Disneys Zeichentrickfilm über die Indianerprinzessin „Pocahontas“, das geschätzte Einspiel von 240 Mio. Dollar dürfte eher zu niedrig als zu hoch angesetzt sein. Dann kommt „Batman Forever“. Die vorausgesagten 170 Millionen sind auch eine sichere Bank, hangeln sich doch diesmal Val Kilmer, Tommy Lee Jones und (als Riddler) der neue Komödienmegastar Jim Carrey durchs immer poppiger werdende Gotham City. Platz 3 belegt „Apollo 13“ (150 Millionen). Das dürfte, dank Tom Hanks, ebenfalls in Ordnung gehen. Danach begeben sich die Spekulanten aber aufs ganz dünne Eis. „Free Willy 2“ sehen sie z.B. erst auf dem 17. Rang mit 30 Millionen. Nach dem gigantischen ersten Schwimmerfolg des Orca eine gewagte Behauptung. Und auch die 80 Millionen für Kevin Costners „Waterworld“ (Platz 8) dürften viel zu niedrig angesetzt sein. Denn egal wie schlecht das feuchte Märchen auch ist, den „teuersten Film aller Zeiten“ will doch jeder sehen. Tja, und eine der Premiere-Voraussagen darf schon jetzt als Schuß in den Ofen bezeichnet werden. Den neuen „Stirb langsam“ setzten die Kritiker auf Platz 6, mit einem geschätzten Einspiel von nur 90 Millionen Dollar. Doch schon am Startwochenende spielte Bruce Willis weit über 22 Millionen ein. Karl Wegmann
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