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Unterm Strich

In einem Gespräch mit der britischen Zeitung „The Independent“ hat der iranische Außenminister Ali Akbar Velayati sich zum Fall Rushdie geäußert: „Wir als Regierung werden niemanden schicken, um Rushdie umzubringen. Aber wenn Sie nach der Fatwa fragen, das ist etwas anderes.“ Mehrmals beteuerte Velayati, es werde kein „offizielles“ Killerkommando geben. Ob daraus Trost und Hoffnung zu ziehen ist, scheint äußerst zweifelhaft. Nach der „14 Kordad- Stiftung“ befragt, die ein Kopfgeld auf Rushdie ausgesetzt hat, gab Velayati zurück: „Die Leute sind frei zu sagen, was immer sie wollen.“ Er berief sich dabei pikanterweise auf die Meinungsfreiheit und eine Einrichtung wie „Speaker's Corner“ im Hyde Park. (Jemand, der dort zum Mord aufrufen und ein Kopfgeld aussetzen würde, müßte allerdings mit einer Verhaftung rechnen.) „Imam Chomeinis Anwendung des islamischen Rechts [die Fatwa]“, so Velayati, „wurde zuletzt beim islamischen Gipfel in Marokko von 52 islamischen Ländern bestätigt. Dies ist eine Realität, ein wichtiges Thema für Muslime überall auf der Welt, egal ob Sunniten oder Schiiten.“

Das Gespräch bestätigt, daß der Iran nicht gewillt ist, seine doppelte Sprache aufzugeben – den Westen beschwichtigen, indem man sich „offiziell“ vom Staatsterrorismus distanziert, und gleichzeitig den radikalen Kräften nach dem Mund reden, indem man die religiöse Berechtigung des Mordaufrufs bestätigt.

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