piwik no script img

Iran mildert Drohung gegen Rushdie

■ Außenminister: Wir schicken keine Killerkommandos

Dublin (taz) – Diesmal sprach der Außenminister selbst. War es vor zwei Wochen noch ein anonymer Teheraner Beamter, der versprochen hatte, daß die iranische Regierung niemanden mit einem Mordanschlag auf den Autor des Romans „Die Satanischen Verse“, Salman Rushdie, beauftragen werde, so sagte jetzt Außenminister Ali Akbar Welajati in einem BBC-Interview: „Unsere Regierung wird kein Kommando losschicken, um irgendjemanden in Europa zu töten. Das ist unser Entschluß, um unsere Beziehungen mit Europa auszudehnen. Das ist eine neue Chance für uns.“

Die britische Regierung läßt sich davon freilich nicht allzusehr beeindrucken. Man möchte vom Iran „noch ein bißchen mehr sehen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. „Es ist eine Sache, mit den Medien zu reden, aber die Europäische Union besteht nach wie vor auf eine formale Antwort.“ Die EU hat im April vom Iran drei Zusicherungen verlangt: nichts in Hinblick auf einen Anschlag zu unternehmen, internationales Recht anzuerkennen und Terrorismus in jeder Form zu verurteilen. Die iranische Regierung habe „die goldene Gelegenheit“, ihre Haltung am 22. Juni beim Treffen mit Regierungsbeamten aus Frankreich, Spanien und Deutschland klarzustellen, sagte der Sprecher des Londoner Außenministeriums. – Sonst drohen Wirtschaftssanktionen, die allerdings in der EU auf ebensowenig Begeisterung stoßen wie im Iran.

Carmel Bedford vom Rushdie- Verteidigungskomitee fordert nach dem Interview weiter „Garantien Teherans sowie eine klare und deutliche Botschaft an die 52 islamischen Staaten der Islamischen Konferenz-Organisation.“ Experten bezweifeln jedoch, daß Welajati diese Zusicherungen machen kann, weil nicht das iranische Außenministerium, sondern das Ministerium für Geheimdienste für die Verbindungen zu Terrorgruppen und die Anschläge auf Dissidenten im Ausland verantwortlich ist. Ralf Sotscheck

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen