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Rumdrucksen im Olympia-Ausschuß

■ Marketing-Geschäftsführer Fuchs streitet Intim-Dossiers ab

Eine Datensammlung über die persönlichen Vorlieben von Mitgliedern des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) sei angedacht, aber aus rechtlichen und moralischen Überlegungen nicht umgesetzt worden. Dies erklärte gestern der frühere Geschäftsführer der Olympia-Marketing GmbH, Nikolaus Fuchs, vor dem Olympia-Untersuchungsausschuß im Abgeordnetenhaus.

Das Vorhaben sei im August oder September 1991 nach einem Gespräch mit den deutschen IOC- Mitgliedern Bach und Tröger aufgegeben worden. Der Informationsbedarf sei zudem zum damaligen Zeitpunkt durch „öffentlich zugängliche Quellen“ gedeckt worden. Fuchs bestritt, daß über „Spielmaterial“ hinaus bei der Bewerbung jemals Intimdaten über IOC-Mitglieder gesammelt und gespeichert wurden. Unklar blieb gestern auch die Rolle, die das Präsidiumsmitglied der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG), Manfred Lämmer, im Zusammenhang mit der mutmaßlichen Erstellung von Intim-Dossiers spielte. Der Historiker war im Auftrag von Fuchs im September 1991 zum Erfahrungsaustausch nach Athen gereist und hatte anschließend in einem Brief an Fuchs geschrieben, die Griechen teilten „unsere gemeinsame Einschätzung“ zur Einrichtung einer „Art zentraler Datenbank“.

Dem widersprach Fuchs gestern vehement. Lämmer habe nicht wissen können, daß bereits zum damaligen Zeitpunkt Überlegungen in diese Richtung fallengelassen worden seien. Neben juristischen Bedenken habe auch der Gedanke eine Rolle gespielt, daß es eine „unschöne Komponente ist, wenn man hinter den Leuten herspioniert“. Offenbar habe Lämmer, der eine „absolute Randfigur“ im Bewerbungsverfahren gewesen sei, seine eigene Rolle überschätzt. Severin Weiland

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