piwik no script img

Unterm Strich

In vier Tagen ist zentrale Reichstagsverhüllung, und da wollen auch wir nicht nachstehen mit unserer Informationspflicht. Das Universitätsklinikum in Berlin hat Christo und seinen kleinen Helferlein während der Aktion medizinische Unterstützung zugesagt. Im Gegenzug darf die Berliner Charité bis zum 8. Juli den Werdegang des Bulgaren und seiner Frau Jeanne-Claude in einer Dokumentarausstellung zeigen. Kunst statt Kasse: Wenn demnächst ein Baselitz oder Richter im Wartezimmer auch Ihres Zahnarztes hängt, dann wissen Sie jetzt also, wo die großen Meister bohren lassen. Interessanterweise wird den Jungspunden aus aller Welt, die derzeit dem Reichstag aufs Dach steigen, weiterhin die Krankenversicherung vom Lohn abgezogen.

Ein anderer, von uns gerne vernachlässigter Künstler, dessen Höhen und Tiefschläge uns trotzdem immer wieder über dpa erreichen, ist Justus Frantz. Auf Gut Haseldorf bei Hamburg hat nun am Sonntag die „Philharmonie der Nationen“ – ein Orchester, dem junge Musiker aus 37 Nationen angehören – unter der Leitung ebenjenes Hamburger Pianisten und Dirigenten ihr Gründungsfest gefeiert. Das Orchester, das laut Frantz ein „Friedensbotschafter in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen inner- und außerhalb Europas“ sein soll, hat keinen festen Standort, wird aber zu etwa zehn Konzert- und Tourneezyklen pro Jahr zusammenkommen. Fester Partner der „Philharmonie der Nationen“ wird in den nächsten fünf Jahren ein Hamburger Hersteller von Schreibgeräten, die Firma Montblanc, sein. Zu den Kuratoriumsmitgliedern der Philharmonie unter der Leitung des Gründers und einstigen Intendanten des Schleswig-Holstein Musik Festivals, das ohne sein Zutun vom 25. Juni bis 20. August stattfinden wird, gehört neben Exkanzler Helmut Schmidt und Norbert Blüm auch Michel Friedman, Mitglied des Präsidiums des Zentralrats der Juden in Deutschland und des CDU-Bundesvorstands. Mit dem Orchester sollen künftig bedeutende Dirigenten wie Lord Yehudi Menuhin oder Mstislaw Rostropowitsch Sinopoli arbeiten.

Nebenbei in New York: Zur Premiere des neuen Disney-Films „Pocahonto“ haben sich am Samstag 100.000 Zuschauer im Central Park versammelt. Die Eintrittskarten waren landesweit über eine Lotterie vergeben worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen