Kommentar: CDU-Machtspiele
■ Nölles Erfolg fordert Neumann heraus
Es kracht hinter verschlossenen Türen im engsten Kreise der CDU-Spitze Bremens. Ulrich Nölle hat der CDU den Erfolg gebracht, für den sich Bernd Neumann, sein Ziehvater, lange Jahre vergeblich abgestrampelt hat. Das muß zum Machtkampf kommen unter ehrgeizigen Männern. Recht barsch hat Neumann den Anspruch Nölles, vielleicht noch in dieser großen Koalition wenigstens für zwei Jahre „richtiger Bürgermeister“ zu werden, abgetan. „Ich gehe meinen Weg und werde mich dabei von Neumann nicht stören lassen“, reagierte Nölle. Sowas mußte sich Neumann in den letzten Jahren in Bremen nicht gefallen lassen.
Das Bedrohliche für den bisher unumschränkt herrschenden CDU-Landesvorsitzenden: Nölle sitzt am längeren Hebel. Für die Koalitionsverhandlungen kann sich Neumann in Bonn noch frei nehmen, wenns aber ans Regieren geht, ist Neumann weit weg. Die lockeren Sprüche, mit denen er bisher brillierte, sind dann fehl am Platz - solange die Koalition zusammenhält. Je mehr sich Nölle durchsetzt, um so stärker bindet er sich an den Koalitionspartner.
Scherf, der Meister der politischen Taktik, hat das erkannt und drückt den CDU-Mann an sein großes Herz. Aber so leicht läßt sich Neumann nicht aus dem Spiel nehmen. Er muß auf die Karte setzen, daß die Koalition platzt - n zwei Jahren. Sonst ist er weg vom Fenster. Klaus Wolschner
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