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Wenn de Vedder un de Deern...

■ Morgen im Cafe Sand: Das hotfriesische Quartett „Wymm“

Wenn in Deutschland Volksmusik gemacht wird, dann müssen die Lieder nicht platt wie der Norden sein. Es geht auch frisch, originell und trotzdem traditionsbewußt, wie das Quartett „Wymm“ beweist. Mit irischer Harfe, Ukulele, Kontrabaß und Geigen spielen sie Eigenkompositionen und traditionelle friesische Melodien, die gut ins Ohr und Bein gehen, ohne sich auf einen blöden Pop-Kompromiß einzulassen. Und weil das so heiß ist, nennen sie das Ganze auf ihrer CD „hotfriesische Volksmusik“.

Das erste Stück „Muh zur Lücke“ ist ein Fynbo, also ein altes Geigenstück von der dänischen Insel Fünen, das von einer artgerecht gehaltenen (so versichert das Booklet) Kuh begleitet wird. Das letzte Stück heißt „Zwiebel in D“, weil es zu Tränen rührt. Dazwischen erfährt man unter anderem, wie Vedder Michel de Deern wohl bi de Hand packt un mit ehr de Deel entlang danzt. Das CD-Büchlein gibt dazu Übersetzungen und Erläuterungen. So heißt „Jann, kumm kiddel mi“ „Jann, komm kitzel mich“ und besagt, daß schon die alten Ostfriesen es faustdick hinter den Ohren hatten.

Die ebenfalls mitgelieferten Tanzanweisungen sollte man allerdings schon mal zu Hause üben, wenn man damit am Sonntag zum “Wymm“-Konzert im Cafe Sand prahlen möchte. Da kann es nämlich vorkommen, daß Paar 1 und 2 einen seitlichen Wechselschritt zur Mitte und beim Fassen des jeweiligen Partners des anderen Paares einen Tupfschritt machen müssen, während Paar 3 und 4 einen Wechselschritt rückwärts zur Ecke und einen Tupfschritt mit links machen. Da kann man schon mal durcheinanderkommen. Aber diese fidele Musik läßt sich auch ohne Tupfschritt genießen.

Andreas Neuenkirchen

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