: Gelehrte gegen Abu Zeid
■ Professoren der Kairoer Azhar Universität attackieren „Apostaten“
Kairo (taz) – Im Fall um den ägyptischen Linguistikprofessor Nasr Hamid Abu Zeid haben sich nun auch Teile der islamischen Azhar Universität in Kairo zu Wort gemeldet. Die „Front der Azhar Rechtsgelehrten“ unterstützt in ihrer Erklärung die Entscheidung des Kairoer Familienberufungsgerichts gegen den Professor, der in seinen Schriften mit modernen linguistischen Methoden die heiligen islamischen Quellen analysiert. In einem letzten Mittwoch verkündeten Urteil wurde Abu Zeid wegen angeblichem Abfall vom Islam von seiner Frau zwangsgeschieden.
Das Urteil, so die Erklärung der Rechtsgelehrten, „hat das Recht wieder zurechtgerückt und die Hoffnung in allen Muslimen bestärkt, daß sie sich der Einführung der Scharia (des islamischen Rechts, d. Red annähern“. Die Azhar-Gruppe ging soweit, Abu Zeid indirekt zu bedrohen. Er solle sich beeilen, von seinen Meinungen abzukehren, damit sein Blut nicht vergossen werde, heißt es in dem Statement.
Die Kairoer Azhar-Universität gehört zu den wichtigsten Rechtsinstitutionen im sunnitischen Islam. Die Gruppe konservativer Azhar-Gelehrter hatte sich bereits im letzten Jahr durch ihren Widerstand gegen die Kairoer Weltbevölkerungskonferenz einen Namen gemacht.
Nach der Gerichtsentscheidung melden sich wieder die Gegner Abu Zeids in der Öffentlichkeit zu Wort. Laut der arabischen Zeitung al-Hayat soll einer seiner Hauptwidersacher, der Universitätsprofessor Abdel Sabur Schahin, in seiner letzten Freitagspredigt dem Linguistikprofessor vorgeworfen haben, daß er sich dem Recht Gottes widersetze. Schahin hatte sich jahrelang gegen die Beförderung Abu Zeids an der Kairoer Univeristät gestellt, seinen Fall aber vor zwei Wochen vor Gericht verloren. Abu Zeid habe seine Beförderung durch die Hintertür erhalten und nun zeige sich die Güte Gottes und die Wahrheit komme heraus, predigte Schahin, vor zehntausend Zuhörern. Karim El-Gawhary
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