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Migration nützt allen

■ Weltentwicklungsbericht zum Thema Arbeit: Wachstum wird's schon richten

Bonn (taz/epd) – Zum ersten Mal befaßt sich der Weltentwicklungsbericht unter dem Titel „Arbeiter in einer zusammenwachsenden Welt“ mit dem Thema Arbeit. Die zusammenwachsende Welt beschrieb der Leiter der zuständigen Arbeitsgruppe bei der Weltbank, Michael Walton, vor allem als die weltweite Ausdehnung der Marktwirtschaft. Nach Schätzung der Weltbank werden im Jahr 2000 wohl 90 Prozent der Menschheit Zugang zu den internationalen Märkten haben, während es 1979 erst 30 bis 40 Prozent waren.

„Handel ist gut für Arbeiter“, spinnt Walton den Faden weiter. „Marktwirtschaftliches Wachstum kommt Arbeitsplätzen und Löhnen zugute.“ Mit einigem empirischem Aufwand versucht der Report, vor allem mangelndes Wirtschaftswachstum und interne Politik, etwa marktfremde Steuerungsversuche, für die Arbeitslosigkeit verantwortlich zu machen. Wenn man den Kräften der Märkte nur in ausreichendem Maße vertraue, werde sich die Situation der arbeitenden Menschen stetig verbessern.

Weltweit wird die Zahl der Arbeitskräfte nach den Schätzungen der Weltbank innerhalb von drei Jahrzehnten um 1,2 Milliarden auf 3,7 Milliarden ansteigen. Dieser Zuwachs wird sich fast ausschließlich in den ärmeren Ländern vollziehen. Die Zahl der Arbeitslosen wird auf 120 Millionen veranschlagt, rund fünf Prozent aller arbeitsfähigen Menschen.

Der grenzüberschreitenden Migration schreibt die Weltbank positive Effekte zu. „Internationale Wanderbewegungen bringen in der Regel denen, die weggehen, höhere Einkommen, denen die bleiben, höhere Überweisungen, und den Gastländern eine höhere Produktion von Waren und Dienstleistungen.“ Nur die ungelernten ArbeiterInnen in den Gastländern haben das Nachsehen. Sie seien die Hauptverlierer der neuen internationalen Arbeitsteilung. Empfohlen werden daher auch direkte Einkommenstransfers für die Schwachen.

Die Weltbank wendet sich deutlich gegen das in den Industrieländern gerne gepflegte Vorurteil, internationaler Handel, grenzüberschreitende Kapitalströme und Migration seien wesentlich für die Arbeitsmarktprobleme der Industrienationen verantwortlich. Die Importe aus Entwicklungsländern etwa könnten mit einem Anteil von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Industrieländer wohl kaum für deren Arbeitsmarktsorgen herhalten. Vielmehr resultiere der dortige Anstieg der Arbeitslosigkeit vor allem aus der rückläufigen Nachfrage nach ungelernten Arbeitskräften und aus allzu starren Lohn- und Sozialversicherungssystemen. Geringere Löhne – mehr Jobs, scheint die einfache Gleichung zu lauten.

Nichtsdestotrotz hebt die Weltbank die Nützlichkeit der Gewerkschaften hervor. Ihnen könne eine Schlüsselrolle in der Marktwirtschaft zukommen. Eine klare Absage wird dagegen allen Konzepten erteilt, Handelsabkommen mit sozialen Standards zu verknüpfen – dies sei Protektionismus. Uwe Kerkow

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