: Das Echo der Schneekoppe
■ Markenzeichen und touristischer Anziehungspunkt des Riesengebirges
Schneekoppe...! Noch klingt einem der Echohall im Ohr, auch wenn die Firma mit den gesundheitsbewußten Produkten diese Radiowerbung schon in den Siebzigern eingestellt hat. 87 Prozent der Deutschen ist der Name Schneekoppe ein Begriff. Das ergab 1993 eine Umfrage. Weil der Firmengründer aus der Gegend stammte, stilisiert der höchste Berg des Riesengebirges auch heute die Produkte.
Die Einwohner rund um die Schneekoppe leben heute gut von den deutschen Touristen. Die schlesischen Orte Krummhübel(Karpacz), Schreiberhau, Petersdorf, Schmiedeberg sowie Hirschberg (Jelenia Góra) auf der polnischen Seite und das böhmische Spindlermühle, Johannisbad und Harrasdorf auf der tschechischen sind Ausgangspunkte für ausgedehnte Wanderungen in Rübezahls Reich. Mit der Gründung des Riesengebirgsvereins im Jahre 1880 nahm der Fremdenverkehr rund um die Schneekoppe seinen Anfang. Der Wanderer durfte in den sogenannten Bauden, alten Bauernhöfen, Schutz suchen und nächtigen. Bis heute ist diese Tradition erhalten. In einem großen Innenraum mit bemalten Holzdecken und mächtigen Balken serviert man an rohen Holztischen die Mahlzeiten. Pellkartoffel mit Quark und Leinöl gehört zu den klassischen Gerichten der schlesischen Küche. Einfache, aber nahrhafte Gericht waren immer schon Teil des Speiseplans einer Weberfamilie. Denn das Leinöl preßten sie aus den Leinsamen, die der Flachs, auch Lein genannt, produziert und die nicht nur zur Aussaat benötigt wurden. So ernährte der Flachs die Weber in doppeltem Sinne, zum einen dank der Textilien, zum anderen dank der Fette.
Seit ein paar Jahren wird, wie in Deutschland, auch in Polen der Flachsanbau von der Regierung gefördert. Waren es in der Wojewodschaft Jelenia Góra 1993 nur 60 Hektar, vergrößerte sich ein Jahr später die Anbaufläche auf 567 Hektar. Denn Leinen ist heute vor allem in der Modebranche gefragt.
Das Riesengebirge hat alpinen Charakter. Fahren in Tschechien Gondeln für vier Personen auf etwa 1.300 Meter Höhe hinauf, sind es in Polen offene Einsessellifte. Sie bringen den Wanderer auf etwa 1.350 Meter hinauf zur Kleinen Koppe. Von hier aus erreicht man auf dem Jubiläumsweg in einer guten Stunde den Gipfel der Schneekope (auf polnisch heißt sie Sniezka). Wir nahmen bei unserer Wanderung den Schlesierweg, der auf steinigem Untergrund bergab führt zur Hampelbaude und weiter zur Kleinen Teichbaude. Er erfordert nicht minder gute Kondition. Schmelzwasserbäche aus den Scheegruben behindern den Weg, der im Winter wegen Lawinengefahr gesperrt ist. Um diese Gefahr zu verringern, spendete die Firma Schneekoppe, die ihren Erfolg auch dem Berg verdankt, der Bergwacht einen größeren Betrag zur Aufforstung der kahlen Hänge und Bergeinschnitte. Elke Backert
Auskunft allgemein: Polnisches Info-Zentrum, Waidmarkt 24, 50676 Köln, Tel. 0221-230545.
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