: Studis optimal gecoacht
■ Lehre für das wahre Leben: Projekt „Magister optimum“ trimmt für den Berufseinstieg
Von der Hörsaal-Bank auf den Bürostuhl – besonders für GeisteswissenschaftlerInnen ist dieser Weg schwer. „Durchbeißen müssen Sie sich schon selbst“, so der Studienberater Gerhard Zacharias. An der Universität Bremen wird angehenden AkademikerInnen aber eine neue Hilfestellung für den Einstieg in das Berufsleben angeboten. Zacharias ist im Studiengang Soziologie für die Betriebspraktika verantwortlich. Seiner Meinung nach fehlt es Wirtschaft und Wissenschaft immer noch an einer gewissen Kommunikationsfähigkeit: „Es wird öffentlich immer wieder darüber geklagt, daß die Uni keinen Nachwuchs mit Führungsqualität und Querschnittsdenken entläßt“, so der Diplom-Soziologe. Diejenigen, die universitär in einer Fachrichtung ausgebildet würden, hätten in den Augen der Industrie Scheuklappen auf. Jetzt sollen angehende Magister und Magistras mit einem wirtschaftsnahen Programmangebot für das Berufsleben fit gemacht werden.
„Magister Optimum“ ist der anspruchsvolle Titel des neuen, studienbegleitenden Projektes. Mit Buchführung, Wirtschaftsenglisch und Marketing wird denjenigen der Lehrplan angereichert, die sich in vier Semestern optimieren wollen. In sechs zusätzlichen Wochenstunden werden Sprache und Verhalten der „freien Wirtschaft“ eingeübt. Dabei wird den Studierenden auch das „akademische Viertel“ ausgetrieben – das pünktliche Erscheinen zu Kursbeginn gehört unbedingt dazu. Innerhalb des Zweijahresprogramms werden ein achtwöchiges Betriebspraktikum sowie ein Bewerbungstraining geboten.
„Jeder macht sich zu Beginn seines Studiums Gedanken über die beruflichen Verwertungsmöglichkeiten des Gelernten“. Hans-Joachim Tiefensee von der Zentralen Studienberatungsstelle möchte die jungen Leute dabei nicht im Regen stehen lassen. Praxisorientiertes Wissen soll den Studierenden weiterhelfen, ihre Vorstellungen vom späteren Berufsalltag zu konkretisieren. Wirtschaftswissenschaftlich orientiertes Zusatzwissen soll ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Dabei ist das zum Wintersemester startende Projektangebot nicht bloß einseitig von Nutzen: „Auch in der Wirtschaft muß die Sensibilität für Geisteswissenschaftler gesteigert werden“, so Tiefensee. Mit den AbsolventInnen auch der Bremer Universität stünde ein großes Potential an gut qualifizierten BewerberInnen bereit. Dieses müsse von den Unternehmen nur stärker erkannt werden, ergänzt Gerhard Zacharias.
Das Projekt der Universität wird in Kooperation mit dem Arbeitsamt, der Angestellten- und der Handelskammer durchgeführt. Geld gab es aus dem Investitions-Sonderprogramm (ISP) des Senats. Rechnet man die ABM-Mitteln hinzu, so ist das Projekt „Magister Optimum“für den ersten Durchgang mit 300.000 Mark ausgestattet.
Eine Informationsveranstaltung am Mittwoch im Bürgersaal der Angestelltenkammer zeigte die große Resonanz unter den (offensichtlich erst kurz) Studierenden. 40 bis 45 Teilnehmende ab dem 3. Fachsemester können aufgenommen werden. Interessierte erhalten über die Studienberatung Informationsmaterial. mö
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen