: Von bösen Schwestern und faulen Eiern
■ Auszüge aus Eva Haules Kassiber an ihre unbekannten UnterstützerInnen
„Wenn man selbst keine praktischen Erfahrungen hat mit was ganz Bestimmtem, dann muß man jemand finden, der das nötige Wissen hat und erklären kann, im übrigen ist es ja so, daß im Grund jede praktische neue Sache neu angegangen werden muß, insofern ist es auch immer wieder ein Lernen [...]
Zu Leuten, die mit einem zusammenarbeiten, auch wenn sie selbst nicht direkt in die Sache einbezogen sind, das betrifft sowohl die Seite des „stofflichen“ und methodischen Wissens als auch die ganze notwendige Logistik für das Davor und Danach. Alles andere, der ganze Rest, ist dann nur noch „Technik“, das heißt nicht, daß es nicht mehr schwierig ist, aber es ist trotzdem leicht, weil sich der praktische Berg in konkret zu lösende Probleme zerlegen und bewältigen läßt. ... Wenn's mal am Punkt ist, kann ich Euch (und außer mir natürlich genauso: mein Mensch) dazu noch mehr sagen. – Ich bin drangeblieben, an dem was „danach“ notwendig ist für mich zu organisieren, dh. nicht das ganze unmittelbare „Danach“, sondern die nächsten Schritte dann, darum braucht Ihr Euch nicht kümmern, ich will das ganz bewußt so (die, mit denen ich das mache, sind meine besten Freunde und haben mein volles Vertrauen, sie wissen von Euch nichts und das ist auch richtig so).
Zu der Frage nach meiner alten Familie: Ich hatte das noch selbst vorgeschlagen vor einem Jahr, das einzubeziehen in die Überlegungen. Damit habe ich auch jetzt noch kein Problem, wenn es um ganz praktische Hilfe zB. geht. Allerdings ist es ja die Frage, wie die Beziehungen sind, ob das überhaupt geht. Früher wäre das selbstverständlich gewesen, das war auch in unseren Beziehungen zu anderen Organisationen immer so. Es gab trotz der politischen Differenzen immer die selbstverständliche praktische „Hilfe“ unter GenossInnen. Ich weiß nicht, wie das heute ist und wovor ich wirklich Schiß habe, das ist die ganze Struktur dort drumherum, ich meine, niemand kann sicher sein, daß da nicht noch ein faules Ei ist, dafür würde ich jedenfalls nicht meine Hand ins Feuer legen, und dh. äußerste Vorsicht, nur direkt und unter der Bedingung, daß niemand sonst was mitkriegt außer der Familie selbst. Na klar, Mensch, auch für mich ist das noch immer so, daß es im Grund logisch naheliegend wäre, viele praktische Fragen mit ihnen zu klären. Das andere, was Ihr gefragt habt, es ganz zusammen zu machen – daran denke ich manchmal auch, natürlich im Zusammenhang mit der bösen Schwester, ich hätte null Problem, das mit ihr anzugehen, ich weiß ja trotz allem, was geht und was nicht. Aber das ist im Moment überhaupt nicht absehbar, wann das mal von den Bedingungen her möglich sein kann und klar ist doch, daß die Familie es nur selbst macht, wenn sie dabei ist (nur mit mir machen sie das nicht nach allem was war, das ist doch logisch, geht nicht). Ich sag aber: Von jetzt aus gesehen, vom jetzigen Stand, würde ich es lieber ohne die Familie angehen und sehn, wie weit wir kommen, das ist doch auch für Euch besser, wenn Ihr Eure eigenen Beziehungen aufbaut, in denen zB. eine praktische Vermittlung läuft zu Leuten, mit denen für Euch auch was weitergeht oder die Euch nah sind. – Im übrigen bin ich weiter dran, nach Möglichkeiten zu schauen, die noch einfacher sind. Ihr könnt Euch darauf verlassen, daß ich mir alles mit nem praktischen Blick, dh. auf Durchführbarkeit mit geringstem Aufwand und Risiko hin anschaue (was auch bedeutet: so wenig Leute wie nur möglich, die nötig sind, es zu tun) – und dabei hab ich genug Erfahrung.
Noch eine Frage dazu: Es gibt jemand, eine Freundin von mir, die darin gerne einen Part übernehmen würde, direkt beim Praktischen: Sie hat Erfahrungen, allerdings etwas anders gelagert und sie kommt aus einer ganz anderen Geschichte und Szene als wir. Ihr müßt mal sagen, ob das überhaupt in Frage kommt für Euch, daß es dann so ist: eine/r von Euch und sie (mehr ist ja nicht notwendig).
Ich bin grade dabei, noch ne andere Möglichkeit zu klären, das sag ich Euch noch genauer.“
Das Original ist durchgängig in Kleinschreibung gehalten. Zur besseren Lesbarkeit hier in Groß- und Kleinschreibung, d. Red.
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