: Rainbow Warrior auf Kollisionskurs
■ Das Greenpeace-Schiff drang in die Zwölfmeilenzone um das Mururoa-Atoll ein
Mururoa/Papeete (AFP/dpa) – Gestern um fünf Uhr früh (Ortszeit) war es soweit: Das Greenpeace-Flaggschiff Rainbow Warrior II drang in die Zwölfmeilenzone um das Mururoa-Atoll ein. Die französische Marine hatte zuvor angekündigt, sie wolle die Greenpeace-Aktivisten bei Erreichen des Sperrgebiets „aufbringen“. Zu diesem Zweck warteten innerhalb des Sperrgebiets zwei französische Patrouillenboote auf die Umweltschützer. Außerdem waren 150 Marinesoldaten mit Schlauchbooten einsatzbereit. Bis Redaktionsschluß wurde allerdings über eine Reaktion von französischer Seite nichts bekannt.
Admiral Philippe Euverte, Oberbefehlshaber der Streitkräfte in Französisch- Polynesien, hatte bereits vorgestern versichert, es solle keine Gewalt gegen die Greenpeace-Aktivisten angewandt werden. Offenbar, so hat der Admiral erkannt, verfolge die Umweltschutzorganisation Greenpeace „friedliche Ziele“. Der Einsatz von Waffen sei deshalb nicht erforderlich. Allerdings seien „alle Vorbereitungen getroffen, um die Atomtestgegner an der Einfahrt in das Sperrgebiet zu hindern“.
Vier Kriegsschiffe der französischen Marine hatten vor dem Eindringen in die Zwölfmeilenzone die Rainbow Warrior II und die Jacht „Vega“, die am Samstag überraschend vor dem Südseeatoll Mururoa eingetroffen war, belagert. Die Vega gehört dem ehemaligen Greenpeace-Chef und derzeitigen Ehrenpräsidenten David Mac Taggart und war vor fünf Monaten unter strenger Geheimhaltung in Italien losgefahren. Mac Taggart hatte bereits zwischen 1972 und 1982 mit der Vega vier Fahrten in die Südsee unternommen, um gegen französische Atombombentests zu protestieren. Der 63jährige befindet sich selbst an Bord der Rainbow Warrior II.
In einem offenen Brief an den französischen Präsidenten Jacques Chirac forderte die Besatzung der Rainbow Warrior II gestern, er solle auf die „Millionen Gegner der Atombombenversuche hören“. Ein drittes Protestschiff, der dänische Wikingersegler „Bifrost“, kreuzte gestern mit dreiköpfiger Besatzung vor Fangataufa ein, einem weiteren Versuchsgelände für französische Atomtests. Das Fangataufa- Atoll liegt rund 40 Kilometer südlich von Mururoa.
Genau vor zehn Jahren hatte der französische Geheimdienst die erste Rainbow Warrior im neuseeländischen Hafen mit Sprengminen versenkt. Das Schiff hatte auch damals versucht, französische Atombombentests in der Südsee zu verhindern. Seiten 3 und 10
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