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Luthers Kadaver

■ Ist das Ressortabkommen über die Tierkörperbeseitigung mit Brandenburg ein Flop? / Berliner Abfälle helfen kaum weiter

Entpuppt sich der Plan von Gesundheitssenator Peter Luther (CDU), die Entsorgung von toten Tieren und Speiseresten künftig in Brandenburg durchzuführen, als Schnellschuß? Die Spandauer Tierkörperbeseitigungsanlage (TBA) Brauschke und Birkholz bezweifelt, daß durch Berliner Lieferungen die überdimensionierten Anlagen im brandenburgischen Rüdnitz und Bresinchen besser ausgelastet werden können. Die beiden Anlagen haben eine Jahreskapazität von 75.000 Tonnen und stehen vor dem Konkurs. Wie der Prokurist der Spandauer TBA, Burkhard Schneider, gestern gegenüber der taz erklärte, werde in diesem Jahr in Berlin mit rund 7.000 Tonnen an tierischen Abfällen gerechnet. Gemessen am Gesamtbedarf für einen rentablen Betrieb der Brandenburger TBA sei der Berliner Anteil daher „sehr, sehr gering“.

Rund die Hälfte der Berliner Tierabfälle stammen aus dem Schlachthof an der Beusselstraße. Dessen Zukunft ist ungewiß. Nicht verstummen wollen Gerüchte, daß der Standort möglicherweise geschlossen werden könnte. Betreiber des Berliner Schlachthofs ist das bundesweit agierende Unternehmen Moksel, das erst kürzlich eine moderne Schlachtfabrik in Neustrelitz aufgegeben hatte.

Wie berichtet, hatte Luther in der vergangenen Woche mit dem brandenburgischen Landwirtschaftsminister Edwin Zimmermann (SPD) ein Ressortabkommen unterzeichnet. Dieses soll später in einen Staatsvertrag münden. Zimmermann steht seit längerem wegen der konkursgefährdeten TBA Brandenburg unter erheblichem Druck, die für den Bau ihrer Anlagen in Rüdnitz und Bresinchen vor vier Jahren einen Kredit von 95 Millionen Mark aufgenommen hatte. Zusätzlich kommen noch Zinsbelastungen in Höhe von 11,2 Millionen Mark hinzu.

Probleme könnte es für Berlin auch bei der vorzeitigen Kündigung des Vertrags mit der Spandauer TBA geben. Ein Ausstieg vor dem Jahr 2002 sei nur in „gegenseitigem Einvernehmen“ möglich, so Schneider. Ansonsten müsse das Land eine Entschädigung zahlen oder dafür sorgen, die TBA Spandau vertraglich an Brandenburgs Entsorgungskonzept anzubinden.

Für die bislang kostenlose Beseitigung der Viehkadaver zahlt das Land jährlich rund 4,5 Millionen Mark. Speisereste von Restaurants, Supermärkten fallen derzeit noch nicht unter die TBA-Bestimmungen und werden daher auch nicht nach Spandau geliefert. Laut Schätzungen der Gesundheitsverwaltung fallen in Berlin jährlich rund 45.000 Tonnen Speiseabfälle an. Diese Zahl bezeichnete Schneider als „reine statistische Größe“. Fraglich sei, ob es sich wirtschaftlich überhaupt rentiere, in einer Großstadt wie Berlin die Speisereste einzusammeln und nach Brandenburg zu fahren. Dies setze zunächst die „saubere Trennung“ von pflanzlichen und tierischen Abfällen in den Privathaushalten und beim Gewerbe voraus. Bei den Berliner Stadtreinigungs-Betrieben (BSR) werden jährlich rund 4.500 Tonnen an Speiseresten eingesammelt und außerhalb von Berlin von privaten Firmen zu Tierfutter verarbeitet. BSR-Sprecherin Sabine Thümler erklärte gestern, es sei noch nicht klar, „wie wir Brandenburg aus der Klemme helfen können“. Severin Weiland

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