: Robinson Crusoe als Vorbild
Camper lieben die Nähe zur Natur /Ob die brandenburgische Natur die Nähe zu den Campern auch liebt, bestreitet zumindest der BUND ■ Von Ursula Dohme
Freitag und Robinson Crusoe hinterließen auf ihrer Insel nur biologisch abbaubare Campingartikel. Wie sieht es hingegen aus, wenn freitags die (West-)Berliner ihre Ex-Insel für ein schönes Wochenende im Grünen verlassen? Christine Garbe, Sprecherin des Arbeitskreises Freizeit und Tourismus innerhalb des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), weiß von einer Zunahme des wilden Campings und wilden Caravanings im Berliner Umland zu berichten. „Wildes Zelten an sich ist schon schädigend, weil Rückzugsmöglichkeiten für Tiere beeinträchtigt oder zerstört werden.
Überwiegend werden auch Gewässerränder aufgesucht. „Bei Seen, die sowieso schon als Badeseen genutzt werden, wird oft in die Röhrichtzone ausgewichen“, so Garbe. Diese sei so empfindlich, daß sie schon durch das Betreten zerstört werden könne. Ein anderes Problem ist der anfallende Müll. „Campingplätze bieten eine Infrastruktur, der Müll wird entsorgt. Beim wilden Campen bleibt der Müll liegen. Es ist überwiegend Haushaltsmüll mit einem hohen Anteil an Einweg-Artikeln und Verpackungsmaterial aus Kunststoff.“ Ob denn überhaupt völlige „ecological correctness“ beim Campen erreicht werden kann, ist fraglich. Zumal der ungehemmte Drang zu Mutter Natur ohne umfangreiches Synthetikequipment kaum noch denkbar ist. Während mittlerweile selbst Autos und Fernseher so produziert werden, daß sie recycelt werden können, hat sich offensichtlich noch niemand über die Wiederverwertbarkeit von Zelten und Schlafsäcken Gedanken gemacht. Die Verkäuferin von „takla“, einem Kreuzberger Globetrotterladen, ist überzeugt, hier stelle sich nicht die Frage nach Recycling wie beispielsweise in der Lebensmittelindustrie. „Alternativmaterialien gibt es nicht. Wer möchte denn schon statt eines leichten Kunstfaserzelts ein kiloschweres Canvas- Zelt mit sich rumschleppen, das dann auch keinen optimalen Regenschutz bietet? Außerdem erwarte ich von jedem Camper, daß er seinen Müll einsammelt.“ Bei „bannat“ lautet die Definition: „Ökologie besteht im Kauf von qualitativ hochwertigen Sachen, die dann entsprechend langlebig sind.“ Auch die Stiftung Warentest hat bei Campingartikeln keine gesonderten Öko-Kriterien angelegt (Testheft 6/95 Rucksäcke und Schlafsäcke, Testheft 7/95 Trekkingzelte). Schlafsäcke aus Polyester-Hohlfasern sind einfach unproblematischer zu waschen und leichter zu trocknen. Allerdings sammeln Daunenschlafsäcke Pluspunkte beim Wärmehalten, zudem haben sie ein geringeres Gewicht und kleineres Packmaß. Wirklich nötig sind sie aber nur bei langen Fußmärschen und starker Kälte. Das dürfte den berlin-brandenburgischen Dosenbier-Campern jedoch nur peripher tangieren.
Eines liegt Christine Garbe vom BUND noch auf dem Herzen: „Gaskartuschen von Campingkochern sind Sondermüll und sollten dementsprechend entsorgt werden.“ Beruhigen kann indes Florian Engels, Pressesprecher des brandenburgischen Umweltministeriums: „Wir bekommen keine Beschwerden über wilde Camper oder entsprechende Waldschäden. Es besteht kein Grund zur Besorgnis.“
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