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Unterm Strich

Schon gewußt, daß es religiösen Verbraucherschutz gibt? Stiftung Sektentest (oder so)? Mit einem Gottesdienst im Berliner Dom ist am Donnerstag abend der neue Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Michael Nüchtern, in sein Amt eingeführt worden. Als Verbraucherschützer wolle er Sekten genauso beobachten wie weltliche Bewegungen. Bislang wurde von Stuttgart aus beobachtet, mit der Amtseinführung Nüchterns, dessen Spezialgebiet die Medizinethik darstellt, ist die Zentralstelle nach Berlin verlegt worden. Diese stelle sich damit den Herausforderungen in den neuen Bundesländern und in der Millionenstadt Berlin, so Nüchtern dazu.

Annemarie Schimmel, Religionswissenschaftlerin, Orientalistin und, wie sagt man? – umstrittene Trägerin des diesjährigen Friedenspreises des Deutschen Buchhandels, wird ihre Laudatio aus dem Munde Roman Herzogs entgegennehmen dürfen. So jedenfalls teilt es der Börsenverein des Deutschen Buchhandels mit, der die Veranstaltung am 15. Oktober in der Paulskirche ausrichten wird.

Schönhuber immer weiter weg vom Fenster: Nachdem sein neues Buch „In Acht und Bann – politische Inquisition in Deutschland“ von seinem bisherigen Verleger Herbert Fleißner abgelehnt wurde, hat der ehemalige Rep-Vorsitzende sich vom Ullstein Verlag getrennt, bei dem schon 1981 sein Erinnerungsbuch über den Dienst in der Waffen-SS („Ich war dabei“) erschienen ist. Laut Fleißner sei „das Meinungsklima im Moment nicht dazu geeignet“, ein Buch wie den neuen Schönhuber auf den Markt zu schmeißen, Schönhuber selbst dagegen meint, das werde Fleißner noch weh tun, „nicht nur menschlich, sondern vor allem auch aus verlegerischen Gründen“. Fleißner betont, die Buchablehnung sei seine ureigenste, sozusagen autonome Entscheidung, während Schönhuber seinen Ex-Verleger in einer „Zwangslage“ sieht: „Die politische Gegnerschaft seines Partners, des Springer Verlags, mir gegenüber ist bekannt. Über ein Veto dieses Verlages kommt Dr. Fleißner nicht hinweg“ (Springer hat tatsächlich 50 Prozent bei Ullstein/Langen/Müller). Das findet der nun natürlich wieder absoluten Quatsch, währen Schönhuber neuerdings von politischen Einstellungen und dem ganzen Kram sowieso nicht mehr so viel hält: „Mir geht es einzig und allein darum, daß mein Text von jeder Zensur frei gehalten wird.“

Dust never sleeps: Nachdem gerade erst das 1978 erstmals veröffentlichte „An American Prayer“-Album der Doors um drei unveröffentlichte Tracks bereichert auf CD re-issued wurde (und schon in der „Original“-Fassung nur aus nachträglich mit Rest- Doors-Musik unterlegten Gedichtrezitationen Morrisons bestand), hat Ray Manzarek – remember: der enorm kotelettige Keyboarder der Doors – noch

weitere Bänder „vom Speicher geholt“, wie seine Firma WEA ihn zitiert. Bis zum Jahresende soll das dann entstaubt sein und eine größer aufgemachte CD- Box und eine CD-ROM ergeben. Und this is sicher not the end, my friend ...

Aus Schiß vor weiteren Einbrüchen in der Tourismusbranche hat man in Ägypten jetzt beschlossen, die Grabkammer der Nefertari („die Allerschönste“) in Luxor, die nahezu 3.200 Jahre lang von Grabräubern verschont blieb und, nach der Entdeckung durch Schiaparelli im Jahre 1904, in jüngeren Dezennien bloß mal ab und zu von einem Wissenschaftler besucht wurde, für den Tourismus zu öffnen. Die Besucher müssen OP-Masken tragen und ihre Schuhe mit Stoff umhüllen, doch diese Schutzmaßnahmen reichen nach Ansicht vieler nicht aus, um die empfindlichen Wandmalereien vor Schaden zu bewahren. Der Direktor des maßgeblich an den Rettungsmaßnahmen der Grabkammerbilder beteiligten Konservierungsinstituts J. Paul Getty, Miguel Angel Corzo, erklärte, 125 Menschen im Innern des Grabs hätten innerhalb einer Stunde die gleiche Wirkung wie elf Liter Wasser, die über die Gemälde geschüttet würden. Der italienische Archäologe Paolo Mora empfiehlt weniger als zehn Besucher pro Stunde, um die Feuchtigkeit niedrig zu halten. Außerdem schlägt er vor, die Bilder mit durchsichtigen Vorhängen zu bedecken, bevor im November die ersten Touristen anreisen. Wegen der engen Korridore sei es unvermeidlich, daß beleibtere Besucher die Wände berührten.

Schwarzenegger „dreht“ bald wieder, diesmal in Israel. „Ich denke ernsthaft daran, den Film hier zu drehen. Dadurch könnte ich 18 Millionen Dollar an Produktionskosten sparen“, erklärte er dem Popmagazin Panai Plus, nachdem er, Schwarzenegger, zuvor schon bei der Eröffnung der ersten israelischen Filiale der Restaurantkette zugegen war, an der er zusammen mit Silvester Stallone beteiligt ist. Der projektierte Film wird auf höchster Ebene verhandelt. Schwarzenegger habe Ministerpräsident Jizhak Rabin mitteilen lassen, daß es sich um eine fesselnde Kreuzfahrergeschichte handelt, woraufhin Rabin ihm geraten habe, in Israel nach einer als Drehort geeigneten Burg zu suchen.

Das wird den Kaufmann, der sich vor dem Kino angekettet hatte und mit Bolzenschneidern abgehängt werden mußte (wir meldeten gestern) ärgern: In einer gekürzten Fassung dürfen nun nicht nur Zwölf-, sondern auch Sechsjährige den am Donnerstag angelaufenen Film „Power Rangers“ sehen. So entschied's die FSK am Donnerstag in Wiesbaden. Die Verleihfirma habe „Action-Szenen, die körperliche Auseinandersetzung zeigen, durchgehend gekürzt“, so der Vertreter der obersten Landesjugendbehörden bei der FSK. Nach „sehr langen und intensiven Diskussionen“ habe man die Neufassung freigegeben.

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