piwik no script img

Ein "Total"-politisches Geschäft im Iran

■ Der französische Ölkonzern Total schnappt US-Konzernen Ölfelder vor der persischen Küste weg / Amerikaner nach US-Wirtschaftsanktionen ausgebootet / US-Außenministerium interveniert in Paris

Berlin (rtr/taz) – Der französische Ölkonzern Total hat der amerikanischen Konkurrenz jetzt zwei gigantische Öl- und Gasfelder vor der persischen Küste weggeschnappt. Die staatliche Ölgesellschaft National Iranian Oil schloß die Verträge mit dem französischen Multi, nachdem die US-Firmen Conoco, eine Tochter von DuPont, aussteigen mußten. Auch Royal Dutch/Shell war bei der Entwicklung der iranischen Ölfelder nicht zum Zuge gekommen.

Die Regierung in Washington hatte Conoco im März gezwungen aus dem schon geschlossenen Vertrag zur Erschließung der Ölfelder wieder auszusteigen. Die DuPont- Tochter hatte sich nach dreijährigen Gesprächen zunächst gegen andere Interessenten wie Total und Shell durchsetzen können.

Washington aber verhängte im Frühjahr ein Wirtschaftsembargo gegen den Iran. Weil der Iran den internationalen Terrorismus unterstütze und an einem Atomwaffenprogramm arbeite, sollten keine weiteren Geschäfte mit dem Regime der Mullahs getätigt werden, so die Clinton-Administration damals. Das Embargo schadet auch den US-Ölinteressen in Zentralasien, wo amerikanische Ölkonzerne weiter auf russische Pipelines angewiesen bleiben, um Öl aus Kasachstan an westliche Verbraucher zu verkaufen. Vergeblich hatte Präsident Clinton versucht, die europäischen Partner davon zu überzeugen, sich dem Embargo gegen den Iran anzuschließen. Am Wochenende intervenierte das US-Außenministerium in Paris. Sprecher Nicholas Burns schimpfte: „Geschäfte wie die von Total sind die falschen Signale an die iranische Führung zur falschen Zeit. Wir fordern die französische Regierung auf, dem Iran keine offiziellen Kredite zu gewähren.“

Der Vertrag sieht vor, daß der Iran die Firma für die Entwicklung der Felder in Öl bezahlt, das der Konzern dann wiederum auf den Weltmärkten veräußern kann. Total will in den kommenden Jahren rund 600 Millionen Dollar (750 Millionen Mark) in die beiden Felder Sirri A und Sirri E investieren, berichtet das Wall Street Journal. Die Produktion soll noch 1998 beginnen und um die Jahrtausendwende 120.000 Barrel Öl (ein Barrel ist 159 Liter) am Tag erreichen. Experten vermuten rund 500 Millionen Barrel gewinnbares Öl in den beiden Feldern.

Fachleute vermuteten, daß Total mit den beiden Ölfeldern wahrscheinlich kein großes Geschäft machen könne. Der französische Konzern wolle in den Markt hinein, hieß es. Total selbst bestätigte, ein vitales Interesse an Geschäften mit dem Iran zu haben. In dem Land gebe es noch reichlich Öl- und Gasreserven zu entdecken. ten

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen