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Die EU vertagt sich auf Freitag

■ Keine Entscheidung zum weiteren Vorgehen in Bosnien

Brüssel/London/Washington (dpa/AFP) – Bis Freitag passiert erst einmal nichts. Nach einem Treffen von Generalstabschefs in London und der EU-Außenminister in Brüssel soll nun am Freitag über das weitere Vorgehen in Bosnien-Herzegowina entschieden werden. Die EU-Außenminister hatten zunächst keine Einigung über einen Militäreinsatz zur Verteidigung der UN-„Schutzzonen“ gegen die vorrückenden Serben erzielen können.

Nach einem Treffen zwischen Bundesaußenminister Klaus Kinkel und seinem britischen Amtskollegen Malcolm Rifkind in Brüssel hieß es gestern, die Abstimmung müsse im Rahmen des vorgesehenen Treffens der Außen- und Verteidigungsminister der Bosnien-Kontaktgruppe erfolgen. Außerdem müßten der Nato-Generalsekretär und die wichtigsten Herkunftsländern der Un-Truppen in Ex-Jugoslawien einbezogen werden.

Über die Beratungen der Generalstabschefs von Großbritannien, von Frankreich und den USA am Sonntag abend in London wurde zunächst nichts bekannt. Es zeichnete sich zunächst keine einhellige Unterstützung für den von Paris geforderten militärischen Einsatz zur Verteidigung von Sarajevo und Goražde ab. Die britische Zeitung Times berichtete zwar, US-Generalstabschef John Shalikashvili habe Frankreich US-Hubschrauber angeboten, um das französische Kontingent der Eingreiftruppe nach Goražde zu transportieren. Dies wurde von offizieller Seite in Washington jedoch nicht bestätigt. Eine Entsendung von US-Bodentruppen nach Bosnien lehnte US-Außenminister Warren Christopher in einem Interview ab. Rifkind betonte, ein möglicher Einsatz der Eingreiftruppe in Goražde ohne Hilfe der USA unmöglich.

Auf Ablehnung stieß die französische Initiative beim russischen Außenminister Andrej Kosyrew, der am Montag nachmittag in Brüssel erwartet wurde. Es sei ein Irrglaube zu denken, daß bereits alle politischen Wege beschritten worden seien, sagte er der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax. Kosyrew ließ zunächst offen, ob er an dem Treffen der Kontaktgruppe teilnehmen wird.

Auch der EU-Vermittler Carl Bildt warnte vor einem militärischen Einsatz in Bosnien. Ein derartiges Vorgehen gegen die bosnischen Serben werde zu einem „jahrelangen Krieg auf dem Balkan“ führen, sagte Bildt in einem Interview. Der EU-Vermittler war in den vergangenen Tagen mehrfach mit dem serbischen Präsidenten Slobodan Milošević in Belgrad zusammengetroffen.

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